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Meine Jakobswege in Spanien !  Meine Reiseberichte, Tipps und Infos für euch !

Mein Camino 2015

Mitte Juni 2015

In gut 4 Wochen geht es wieder los. Erstmal ist es der letzte Camino den ich machen will. Gestartet wird wieder in SJPDP, aber erst mal kommen ein paar Tag Urlaub in San Sebastian. Für dieses Jahr habe ich mehr zeit eingeplant und ich will auch dies mal einiges langsamer machen. Einfach mal mehr erleben, bei den Vorbereitungen ist es so. Mein Rucksack soll dieses mal nicht mehr als 5 kg wiegen. 

 Anfang Juli 2015

So nun geht es bald los. Der Rucksack ist gepackt und ohne Wasser hat er gute 7 kg, leichter bekomme ich ihn nicht hin. Ein Hotel in San Sebastian habe ich noch nicht gebucht, weil ich kaum Hotelzimmer online gefunden habe. Ich denke ich werde da schon was finden was mir gefällt. Das Bus Ticket habe ich schon gekauft und eigentlich kann es auch gleich los gehen!

 Dienstag, den 14.7.2015 – Anreise

Schon früh um 5:00 Uhr geht es zu Hause los. Mein Bus am ZOB Hannover fährt um 6:00 Uhr mit Ziel San Sebastian nach Spanien. Hier in Hannover sind wir 10 Fahrgäste und ich bin nicht der Einzige, der zum Camino will. Endlich geht es wieder los. Yvonne aus Hildesheim fährt sogar bis Leon. Der Bus kommt bis Brüssel gut durch und es sieht so aus, als wenn er nicht voll werden sollte. In Brüssel kommt es dann doch anders, der Bus wird bis auf den letzten Platz voll! Mein Sitznachbar war sehr stark alkoholisiert, er machte die Fahrt zum Abenteuer :).

 Mittwoch, den 15.7.2015 – San Sebastian

Früh um 5:30 Uhr ist der Bus schon in San Sebastian. Ich bin echt froh, dass ich der Erste bin, der aus dem Bus aussteigen kann und erst mal am Ziel ist. Es ist schon angenehm warm, aber leider ist hier noch alles geschlossen. Mein Weg geht zunächst quer durch die schöne Stadt zum Strand. Am Hafen sind grade Arbeiter dabei eine große Bühne und Dixi-Klos aufzubauen. Heute startet hier ein großes Jazz Festival, das mal gleich 7 Tage geht. Gegen 9:00 Uhr führt mich 

mein Weg wieder in die Stadt, wo ich auf Hotelsuche gehe. Leider ist aufgrund des Festival kein Zimmer unter 100 Euro zu bekommen! Soviel will ich eigentlich nicht ausgeben. Mein Endschluss steht daher schnell fest, ich fahre mit der S-Bahn weiter nach Irun, wo ich mir ein Zimmer in der Pension vom Vorjahr für 30 Euro nehme. Nach einem kleinen Stadtbummel fahre ich mit der S-Bahn weiter nach Hendaja, um mir für übermorgen Fahrkarten nach San Jean Pied de Port zu besorgen. Ursprünglich hatte ich ja vor, die 1.Woche in San Sebastian zu bleiben, aber auf so viel Trubel habe ich keine Lust.

Donnerstag, den 16.7.2015 – Irun

Heute geht es mit dem Bus zum Strand von Hendaja. Leider hat mich wohl mein „Frankreich-Fluch“ wieder. Keine Sonne in Sicht und es ist sehr windig. Einmal den Strand rauf und runter und mit dem Bus wieder zurück nach Irun und ein bisschen in den Geschäften bummeln.

Freitag, den 17.7.2015 – nach San Jean Pied de Port

Morgens, kurz nach 6:00Uhr, mit der S-Bahn nach Hendaja und von da mit einem TJW nach Bayonne. Hier habe ich fast 3 Stunden Zeit und kann einen kurzen Trip in die City machen. Bayonne ist eine schöne Stadt mit einer schönen Altstadt. Mir gefällt es hier sehr gut, sodass ich beschließe, bei meinem nächsten Mal, für einen Tag hier zu bleiben. Das Wetter, im Gegensatz zu gestern, ist heute richtig heiß. Eigentlich eher das Wetter für einen Tag am Strand, aber Frankreich und ich, das wird wohl nichts mehr. Gegen 13:00 Uhr sollte eigentlich mein Zug fahren, aber aufgrund von Bauarbeiten fährt hier heute kein Zug. Der Bus ist halb voll mit Pilgern und es sind auch einige aus Deutschland dabei. In San Jean Pied de Port 

angekommen, weise ich den meisten den Weg zum Pilger- Büro, wo es den Pilger- Pass gibt. Fünf Häuser weiter ist auch die Alberge, wo man für 10 Euro ein Bett bekommen kann. Auch ich bleibe für eine Nacht hier. Mit 15 Anderen teile ich mir das Zimmer. Dieses Mal sind hier einige Deutsche, die auch morgen starten wollen. Mit 2 Anderen gehe ich noch ein bisschen einkaufen und bummeln und am frühen Abend wird der Wein in einer kleinen Runde geleert. Dank des Weines lässt es sich auch schnell einschlafen.

Samstag, den 18.7.2015 - 1.Wandertag von San Jean Pied de Port nach Auritz

5:00 Uhr und das erste Handy macht Alarm. Schreck lass nach, ...was geht denn jetzt hier ab? Im Jahr 2011 war es kurz nach 6:00 Uhr und dann sind alle schön leise aus dem Raum raus und haben sich draußen fertig gemacht. Heute kommt leider Keiner auf die Idee, dass noch wer schlafen will! Es wird gepackt und gekramt was das Zeug hergibt und das so laut wie möglich. Es ist 5:40 Uhr, draußen kommt gerade eine Gewitterfront auf uns zu. Der Donner kracht so laut, dass ich nun nicht mehr schlafen will. Ich bin wohl auch der Letzte der noch im Bett liegt. Gewitter über den Pass, das ist echt eine gefährliche Sache. Es kommen jedes Jahr Pilger ums Leben, weil sie sich mit dem Wetter vertan haben. Ich überlege schon, in welches Hotel ich umziehe, wenn das heute so bleibt. Kurz vor 7:00 Uhr ist der Himmel auf einmal klar. Vom Regen und dem Gewitter ist nichts mehr zu sehen. Die Gelegenheit, um zu starten und die erste Etappe zu pilgern. Mein Rucksack wiegt mit 2 Liter Wasser grade 8,5 kg und lässt sich sehr gut tragen. Nach grade erst 4 km kommt die Alberge „Hunto“, in der ich wegen eines Stempels einkehre. Ich habe eine große Papierrolle von 45cm x 100cm für die Stempel mit. Kaum drin, kommt auch schon die nächste Gewitterfront und einige Pilger suchen hier Schutz. Ein Ananassaft vertreibt mir die Zeit. Bei diesem Wetter bekommt mich hier keiner raus!Nach gut einer Stunde ist auch diese Gewitterfront weggezogen und es geht weiter bergauf. Nach 4 weiteren Kilometern, also nach insgesamt 8 Kilometer, erreiche ich die Alberge Orisson mit einer herrlichen Sonnenterrasse. Bei schönem Wetter bietet die Terrasse bestimmt einen tollen Ausblick. Als ich mir an der Bar wieder einen Stempel hole, stelle ich fest, dass es mal wieder draußen regnet. Also erst mal wieder eine Pause und eine Cola für 2,50 Euro trinken. Eine andere deutsche Pilgerin mietet sich hier grade ein. Der Gedanke hier zu bleiben, wenn das Wetter so bleibt, gefällt mir nicht wirklich, aber bei dem Wetter 20km weiter zu laufen, auch nicht. Gott sei Dank hört der Regen nach einer Stunde wieder auf und ich nutze die Chance, endlich weiter zu kommen. Es geht noch gut 8 km bergauf und es wird ganz schön windig hier oben. Teilweise kommen richtige kleine Sturmböen auf. So macht das Laufen keinen Spaß. Aber das ist eben Frankreich, es mag mich wohl nicht. Noch ein Stempel bei dem Bauern hier oben holen, kurz vor dem Gipfel. Auch hier gibt es einen Stempel, den man sich holen sollte. Auf dem letzten Stück bergauf, über eine Wiese mit einigen Pferden, bekomme ich von Frankreich noch ein Abschiedsgeschenk, ...einen netten Hagelschauer, sodass ich den Berg auf allen Vieren hoch klettere. Kaum über dem Gipfel, endlich in Spanien, kommt auch die Sonne raus und brennt gleich mit voller Energie. Keine Spur davon zu sehen, dass es hier in der letzten Zeit mal geregnet hat. Es ist alles staubtrocken. Es geht an der berühmten Roland Quelle vorbei in den Wald vor Roncevalles. Vom Wassertanken an der Quelle kann ich nur abraten. In Roncevalles gibt es nicht viel, das Kloster mit Alberge, wo eine Übernachtung 12 Euro kostet. An der Hauptstraße befinden sich 2 Bars, in denen man auch abends ein Pilger- Menü bekommt. Ein Hotel, in dem ein Einzelzimmer 45 Euro kostet und eine Bushaltestelle. Ein Pilger aus England, aus der gestrigen lustigen Runde, den ich in der einen Bar getroffen habe, wollte noch einige Kilometer weiter laufen. Da es noch recht früh ist, so ca. 15:00 Uhr, finde ich die Idee gar nicht so schlecht und ich entschließe mich, bis in den nächsten Ort mit zu gehen. In Auritz kommt man als erstes an einen Supermarkt vorbei, einigen Bars und zwei Hotels schließen sich an. Leider waren die Hotels bereits voll, aber in einer kleinen privaten Pension habe ich ein nettes Zimmer gefunden. Meine Sachen wurden gewaschen und meine Schuhe von dem netten Paar, die die Pension betreiben, geputzt. Was will man mehr? Zum Abschluss ging ich in einem Hotel zum Abendessen. Dieser Tag war mal wieder Erlebnis pur!

Sonntag, den 19.7.2015 – 2. Wandertag von Auritz nach Zubiri

Kurz nach 8:00 Uhr und die Sonne lacht. Heute plane ich nur eine recht kurze Etappe nach Zubiri. Es sind nur ca. 19 km, gestern waren es gut 29 km. Die Nacht in der Pension war sehr ruhig, ab und zu lohnt es sich etwas mehr Geld auszugeben. Auf dem Weg nach Zubiri geht es 2x bergauf und wieder runter. Der Weg ist sehr gut zu gehen und an einem Bach, den man überqueren muss, kann man einen kleinen Umweg an der Straße machen. Die Steine, die über den Bach führen sind nur für Pilger geeignet, die sehr sicher zu Fuß sind. Die meiste Zeit geht es durch kleine Wälder. Ungefähr 4 km vor Zubiri überquert man eine Straße, danach kommt ein Rastplatz mit einem sehr 

geschäftstüchtigen Getränkeverkäufer. Der Camino geht eigentlich an Zubiri vorbei, eine alte Brücke führt über den Fluss in den Ort. Gleich hinter der Brücke ist eine Pension, ein Stück weiter gleich zwei Albergen. Mittlerweile gibt es fünf Albergen in Zubiri, sowie ein kleiner Laden und eine Bank ohne Geldautomat und einige Bars mit günstigen Preisen.

Montag, den 20.7.2015 – 3. Wandertag von Zubiri nach Pamplona

Heute morgen gegen 7:30 Uhr wieder los. Mein heutiges Ziel ist Pamplona. Gleich hinter Zubiri geht es erst mal quer durch eine Fabrikanlage. Die ca. 23 Kilometer auf eher losen Schotterwegen gehen ständig bergauf und ab, was ich doch sehr gut in meinen Knochen spüre. Am Weg entlang befinden sich einige kleine Ortschaften mit vielen Bars, davon einige auch mit Albergen. Gegen 12:00 Uhr bin ich schon in Pamplona angekommen. Der Weg ist sehr gut durch Pamplona gekennzeichnet. Ein Verlaufen ist kaum möglich. Zuerst mache ich einen Abstecher in die deutsche Alberge Paderborn, in der es den Stempel mit dem „drei Ohr Hasen“ gibt. Weiter geht es durch das alte Pilgertor der Stadtmauer. Dann geht es weiter in die City zur Kathedrale. In Pamplona gibt es viele Albergen, Pensionen und Hotels in allen Preisklassen. Rechtzeitig buchen muss man hier nur, wenn man Anfang Juli zum San Fermin (Stierläufe -und Kämpfe) hier sein will. Im Jahr 2011 bin ich durch Zufall da rein gekommen und ich war froh, als ich wieder raus aus Pamplona war. Heute will ich aber hier bleiben und mir endlich mal die Stadt ansehen. Im Tourismusbüro bekommt jeder die Infos, die man braucht und einen Stadtplan gibt es kostenlos. Man bekommt auch eine Liste mit allen Unterkünften der Stadt mit Adressen und Telefonnummern. Ich habe mir gleich in einer Nebenstraße vom Platz San Fermin, für nur 20 Euro, ein Zimmer in einer Pension genommen und das gleich für 2 Nächte. Mein Körper freut sich bestimmt über eine kleine Pause, besonders meine Beine können es vertragen. Dieses Jahr stellt sich gar nicht die Frage, was ich hier eigentlich mache. Ich will auf jeden Fall bis Santiago laufen, egal wie lange es dauert, und wenn ich erst Weihnachten wieder nach Hause komme! Zeit habe ich ja genug. In der City habe ich einen Burger King gefunden. Ich schlage mir den Bauch voll!! Das Treiben in den Straßen und in den Bars geht bis weit in die Nacht hinein.

Dienstag,den 21.7.2015 - Pausentag in Pamplona

Die Sonne lacht, wie soll es auch anders sein. Auf der Suche nach Quietscheenten in den kleinen Läden habe ich nur ein T-Shirt gekauft. Es gibt so viele kleine Läden, dass man das Angebot kaum an einem Tag hier sichten kann. Es gibt auch sehr viele Leute, die hier einige Zeit Urlaub machen. Letzte Nacht war ich der einzige Gast in der Pension, heute sind zwei Frauen aus Dänemark (Pia und Annette) meine Zimmernachbarn. Am Abend bricht ein Gewitter über Pamplona ein und die City ist ruck zuck menschenleer.

Mittwoch, den 22.7.2015 – 4. Wandertag von Pamplona nach Puente la Reina

Kurs nach 7:00 Uhr geht es wieder los, 24 km sind geplant. Auch das Wetter spielt wieder mit, nach dem es die halbe Nacht stark geregnet hat. Meine Deutschlandfahne am Rucksack zeigt ihre Wirkung. Ein Paar aus Österreich sind mit einem Hund hier unterwegs und ich begleite sie die ersten 5 km bis nach Cizur Merror. Hier gibt es 2 Albergen und ein Restaurant. Die eine Alberge ist privat geführt und nicht grade freundlich, die andere ist eine Alberge von den Maltesern und die meiste Zeit auch mit deutschem Personal besetzt. Auch der Stempel mit roter Farbe ist sehr schön. Hier habe ich einen Deutschen wiedergetroffen, den ich schon in SJPDP kennengelernt habe und wir haben uns gemeinsam an den Aufstieg zu Gipfel Alto de Perdòn (770m) gemacht. Er ist nicht lange mitgekommen. Der Ruhetag war doch sehr erholsam für mich. So was sollte ich öfter machen! Der Weg hier hoch ist teilweise schwer zu laufen, viele lose Steine. Oben angekommen treffen sich viele Pilger, die hier eine Pause einlegen und Fotos mit den Stahlfiguren machen. 

Auch einen Verkaufswagen mit kalten Getränken gibt es. Der Abstieg über die losen Steine ist auch nichts für schwache Nerven, aber mit gutem Schuhwerk gut machbar. In Uterga kann man gut Pause machen und für jeden, der nicht mehr weiter kann, gibt es hier auch eine Alberge. Für mich geht es aber noch weiter, ich will zum Hotel nach Puente la Reina kommen, in der Hoffnung auf ein gutes Essen. 3 Kilometer vor Puente la Reina in Òbanos gibt es auch noch mal eine Bar und eine Alberge. Drei Schülerinnen versuchen mir gerade ein paar gebastelte Armbänder zu verkaufen. Eine kleine Spende tat es dann auch! In Puente la Reina bin ich in das Hotel Jako, wo ich für 50 Euro ein Zimmer mal gleich wieder für zwei Nächte genommen habe. Eine Alberge gibt es auch hier im Hotel und vier weitere im und gleich hinter dem Ort. Es gibt zudem einen Supermarkt, der auch Sonntagsmorgen geöffnet hat, 2 Apotheken, 2 Banken mit Geldautomaten und eine Post! Leider ist das tolle Buffet für 13 Euro nicht mehr so toll, wie 2011 und 2012. Auch das Personal ist meiner Meinung nach nicht mehr so klasse wie damals. 

Donnerstag, den 23.7.2015 - Pausentag in Puente la Reina

Erst mal wieder ausgeschlafen. Schlafen kann man hier immer noch klasse, die Betten sind das Geld wert und eine Badewanne ist in jedem Zimmer. Mein Sonnenbrand, den ich mir am letzten Samstag eingefangen habe, will endlich mal behandelt werden. Also erst mal ab in die Apotheke, wo ich eine Creme für 4 Euro kaufen will. Leider können sie meinen 50 Euro Schein nicht wechseln. Bei der Post klappt es, hier gebe ich auch erst mal ein Paket auf. Ich habe doch wieder Sachen mit, die ich nicht brauche und ich habe ja auch schon ein bisschen eingekauft. Ein Paket bis 2 kg kostet knapp 24,00 Euro. Ich habe mich auch gleich mit Briefmarken eingedeckt (Postkarte nach Deutschland kostet jetzt 90 Cent). Die Post hat hier nur vormittags auf und die nächste Post kommt erst in Estella. Den Nachmittag verbringe ich in aller Ruhe, das Abendbuffet im Hotel lasse ich aus.

Freitag, den 24.7.2015 – 5. Wandertag von Puente la Reina nach Estella

Nach einer ruhigen Nacht und einem Tag Pause starte ich um 7:00 Uhr mit dem Ziel Estella. Eine Strecke von ca. 22 km. Das Wetter ist wie gewohnt trocken und es verspricht ein warmer Tag zu werden. In Maneru, gut 5 km hinter Puente la Reina, lerne ich Silvio aus Lichtenstein kennen und wir gehen zusammen weiter. 

Der Weg macht es einem recht leicht, nur leichte Steigungen und Abstiege. Silvio erzählt, dass er wohl leider ein Stück mit dem Bus fahren muss, da er sonst seinen Rückflug in Santiago nicht bekommt. Es ist schön, sich mal länger zu unterhalten, so kommt einem der Weg gleich viel kürzer vor. In Estella angekommen verlassen wir den Camino und gehen direkt in die Altstadt. Ich erinnere mich an eine Pension, in die wir einchecken wollen. Kurz vor der Pension, am Plaza de Major, treffen wir auf Pia und Annette aus Dänemark, die hier heute einen Pausentag eingelegt haben. Sie wohnen auch in der Pension, in der wir beide je ein Zimmer bekommen. In Estella ist grade, besser gesagt die ganze Woche über, ein großes Kinderfest. Estella ist eine richtige Kleinstadt mit allen was dazu gehört. Hier gibt es 5 Albergen und auch eine deutsche Alberge Paderborn am Anfang der Stadt. Silvio und ich genießen den Mittag bei rund 33 Grad in einem Bistro direkt am Plaza de Major. Eine Pilgerin aus der Schweiz, die schon seit über 3 Monaten unterwegs ist seit sie von zu Hause los ist, gesellt sich zu uns. Silvio hatte sie vor Tagen schon kennen gelernt. Die Schweizerin teilt meine Einstellung, es ist ihr egal wann sie ankommt. Silvio versucht doch tatsächlich mit einem 100 Euro Schein zu bezahlen, die Kellnerin muss erst mal wechseln gehen. Am Nachmittag mache ich alleine einen Einkaufsbummel bevor wir uns später wieder im Bistro treffen und den Abend gemütlich ausklingen lassen. 

Samstag, den 25.7.2015 – 6. Wandertag von Estella nach Viana

Die Nacht war kurz und laut. Das empfand nicht nur ich so! Silvio und ich starten schon kurz nach 6:00 Uhr und wir wollen heute nach Los Arcos kommen. Das sind gut 22 Kilometer mit steilem Aufstieg. Nach 5 km erreicht man das Kloster Monasterio de Irache, hier gibt es Wasser und Rotwein kostenlos aus dem Hahn. Langsam aber sicher geht es immer weiter bergauf. In Azqueta gibt es eine neue Alberge mit einem tollen Bistro. Wir legen eine Pause ein. Silvio hat vor dem kommenden Anstieg etwas Bammel und ärgert sich, dass wir nicht die Ersatz- Route genommen haben. Als wir oben in Villamayor de Monjardin (675m) sind, fand er es doch nicht mehr so schlimm. Heute ist übrigens Jakobustag und es kommen uns viele Spanier auf dem Weg entgegen, die zu Ehren Jakobus ein Stück auf dem Camino wandern. Während des langen Abstiegs lernen wir Kati aus Kassel kennen. Ich erkläre ihr, dass ihre Wanderstöcke total falsch eingestellt sind und zeige ihr, wie das richtig geht. Außerdem richte ich auch gleich ihren Rucksack, den sie total falsch trägt. Auch bei Silvios Rucksack lege ich Hand an und er stellt nach kurzer Zeit schon fest, dass sein Rucksack sich viel leichter anfühlt. Es ist schon erstaunlich, wie falsch Viele ihre Ausrüstung nutzen. Kati kann unser Tempo nicht mithalten und so ziehen wir ohne sie weiter nach Los Arcos. Das Wetter macht diesem Sonntag alle Ehre. Wir haben gegen 12:00 Uhr Mittag in Los Arcos fast 30 Grad! Hier gibt es einige Albergen und auch eine aus Österreich. Ein Hotel habe ich leider nicht gesehen. Während einer Pause in einem Bistro entschließen wir uns noch ein Ort weiter zu ziehen. In Sansol, nach 7 km, gibt es nur eine kleine Alberge und die sagt uns gar nicht zu. Torres del Rio kommt gleich hinter einer Brücke und ist dagegen etwas größer. Hier steht eine alte Templer Kirche und es gibt ein recht neues Hotel, das leider nur noch Doppelzimmer zu 75 Euro frei hat. Nach kurzem Hin -und Her überrede ich Silvio, dass wir weitere 11 km nach Viana laufen. 

Mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel und die Temperatur steigt auf über 35 Grad. In der Sonne kommen noch ein paar Grade dazu. Der Weg geht ständig rauf und runter, andere Pilger sind nicht mehr zu sehen. Ich ärgere Silvio damit, dass wir auch gleich nach Logrono gehen könnten. Gegen 18:00 Uhr kommen wir nach gut 40 km in Viana an. Kaum hier angekommen, ahne ich Schlimmes: In Viana findet heute ein Festival mit Stierläufen und Livemusik statt. Die ganze Stadt ist voll mit Menschen, es ist kaum ein Durchkommen. An der Bar angekommen, in der ich 2011 schon war, müssen wir leider feststellen, dass wir hier keine Zimmer bekommen. Die Besitzerin der Bar telefoniert für uns den ganzen Ort ab, aber leider gibt es keine freien Zimmer! Ich bat sie, für uns in Logrono eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden und uns ein Taxi zu bestellen, damit wir endlich wo bleiben können. Ein Bekannter der Barbesitzerin bot uns an, uns zu fahren. Leider klappte es dann doch nicht. Silvio hat sich in der einen Alberge im Zentrum einquartiert und ich bin wieder zurück zu der Bar. Ich bekam nun das Angebot, dass ich heute Nacht in der Bar schlafen kann. Auf zu den Stierläufen... Die Spanier sind echt krass, 8 Stiere werden nach und nach in die Arena gelassen und dann immer wieder durch die Straße getrieben, wo Einige vor den Stieren davon rennen. Nichts für mich!!  

Die Musikband ist da schon deutlich besser. Gegen 24:00 Uhr nachts bin ich wieder in der Bar, die leider noch gut besucht ist. Gegen 2:00 Uhr morgens kommt die Tochter der Barbesitzerin. Sie soll mir eine Luftmatratze und Decken holen. Gegen 3:00 Uhr ist sie immer noch da und ich sehe mich schon heute Nacht noch weiterlaufen. Mama und Tochter bekommen sich in die Wolle. Das kann ja noch was werden!4:00 Uhr, das Töchterchen nimmt mich mit zu sich und ich erfahre, dass der Streit wohl wegen mir ist. Sie hat ihrer Mama gleich gesagt, dass sie mich mit zu sich nehmen will. Ihre Wohnung ist ein echter Tempel und nach einer Dusche ….. das behalte ich lieber für mich!

 Sonntag, den 26.7.2015 – 7. Wandertag von Viana nach Logrono

Die Nacht war kurz, wenn ich das überhaupt so sagen darf. Schlaf hatte ich nicht und so schleiche ich mich gegen 8:00 Uhr morgens aus dem Haus. Ich will mich ja nicht beklagen über diese Nacht, aber wenn ich nicht hier wegkomme, wer weiß, wann dann! Sie hat für ihre 22 Jahre schon echt was drauf, aber doch etwas jung auf Dauer. Die 10 Kilometer nach Logrono sind, auch übermüdet, gut zu schaffen. Am Ortseingang von Logrono werden die Pilger erwartet und mit Kleinigkeiten versorgt. Sonntags ist vor der Kathedrale ein Flohmarkt. Ich habe keine Ahnung, wo das Hotel ist, in dem ich 2011 gewesen bin. Morgens, um 10:00 Uhr ein Hotelzimmer zu bekommen, ist überall ein gewagtes Spiel. Aber heute will ich nicht mehr weiter. Am Ende der Fußgängerzone befindet sich ein Tourismusbüro und gleich daneben das drei Sterne Ser Hotel, wo ich spaßeshalber nach dem Preis frage. Für 56 Euro kann ich ein Zimmer bekommen. Ich buche es, allerdings kann ich es erst in 2 Stunden beziehen. Zurück zum Flohmarkt ...und mal sehen, was es hier so gibt. Es folgt ein Bummel durch die Stadt und ein Besuch bei Burger King hilft gegen den Hunger. Wieder zurück im Hotel geht es in ein klasse Zimmer mit Badewanne und einem riesigen Bett und einem sehr großen Fernseher an der Wand. Formel Eins, fast wie im Kino und eine ordentliche Mütze Schlaf.  

Montag, den 27.7.2015 – 8. Wandertag von Logrono nach Navarete

Die Nacht war lang und klasse, nur das Erwachen nicht. Ich habe mir den Nagel des kleinen Zeh am linken Fuß abgerissen. Gestern habe ich es gar nicht gemerkt, weil ich total fertig war. Es ist nicht einfach in den Wanderschuh zu kommen! Erst um 8:30 Uhr kann ich starten. Von anderen Pilgern ist nichts zu sehen. Der Weg führt quer durch die Stadt und durch ein wunderschönes Naturparadies. Eigentlich steht hier ein uriger Typ, der den Pilgern einen Stempel und Wanderstöcke gibt. Leider ist er heute nicht da. Leicht bergauf geht es weiter nach Navarete und es sind immer noch keine Pilger in Sicht. Sehr seltsam! Der kleine Ort Navarete kommt nach ca. 13 km und liegt auf einem kleinen Berg. Gesäumt von vielen kleinen Gassen macht der Ort einen sehr alten Eindruck. Das erste Hotel war leider schon voll und ein weiteres verlangte 95 Euro pro Nacht. Ein großes altes Holztor, hinter dem ein Aufsteller stand. entlarvt sich als Pension und ich bin der erste Gast des Tages. Für 30 Euro habe ich nicht nur eines der 5 Zimmer im Casa Peregrinando bekommen, sondern hier gibt es auch ein Wohnzimmer und eine Sonnenterrasse dazu. In der Apotheke bekommt der Apotheker erst mal einen Schreck als er meinen Fuß sieht. Der Zeh ist mittlerweile knall rot und tut sau weh. Ich bekomme das gleich ganze Pilgersortiment...Salbe, Wundauflage, Pflaster und Schmerztabletten für grade mal 8 Euro. Ich nehme alles und humpele Richtung meiner Pension. Wen sehe ich um die Ecke kommen? Pia und Annette aus Dänemark! Sie suchen grade ein Hotel. Ich zeige ihnen meine Entdeckung und sie mieten sich auch gleich ein. Wir bleiben heute die einzigen Gäste. Den Nachmittag verbringe ich mit dem Wirt auf der Terrasse in der Sonne bei über 30 Grad. Wir unterhalten uns über das Pilgern und über den Weg. Er zeigt mir ein Bild, das ein Freund von ihm gemacht hat. Es zeigt die Jakobswege in Spanien auf einer Muschel. (Dieses Bild bringt mich später auf die Idee für meine nächste Tätowierung.) Ich frage mich, wo Silvio jetzt wohl ist. Ob ich morgen weiter laufen kann, steht auch noch in den Sternen. 

Dienstag, den 28.7.2015 – 9. Wandertag von Navarete nach Najera

Es ist gar nicht so einfach mit dem Verband am kleinen Zeh, schmerzfrei in den Schuh zu kommen, aber wenn man weiter will, muss es sein. Es stehen ca. 18 km heute auf dem Plan und wie soll es auch anders sein,... ein netter Berg liegt auf dem Weg! Das Wetter ist ganz nach meinem Geschmack. Von Wolken ist nichts zu sehen. Die beiden aus Dänemark sind schon vor mir los, aber ich habe sie recht schnell überholt. Trotz der Schmerzen komme ich sehr schnell voran und bin gegen Mittag schon in Najera. Die Bar, in der ich 2011 ein Zimmer bekommen hatte, war geschlossen. So habe ich erst mal das Touristenbüro aufgesucht. Die beiden netten Damen telefonierten für mich nach einem Zimmer und sie finden auch eins für mich. Die kleine Stadt, in der es echt alles gibt, ist wunderschön gelegen und wird von einem Fluss durchquert. Viele Urlauber verbringen hier ihre Tage und daher ist es nicht immer einfach, ein Zimmer zu bekommen. Beim Einchecken im Hotel tauchen die beiden aus Dänemark auf, aber leider habe ich grade das letzte Zimmer für 50 Euro bekommen. Der erste Weg in die Stadt führt mich in ein Schuhgeschäft, um Sandalen zu kaufen. Das Schuhgeschäft ist nicht so wie man es hier kennt. Der Tresen fast wie bei einem Bäcker. Hier sagt man was man will, welche Größe und der Verkäufer holt einen Stapel Kartons mit verschiedenen Schuhen zum Probieren. Ich habe Erfolg und finde ein Paar, das nicht auf den kaputten Zeh drückt. Für 22 Euro ein echtes Schnäppchen. In manchen Bars ist es so voll, dass man kaum einen Platz bekommt, in anderen ist kein Gast zu sehen. Es ist aber schön in einer Bar zu sein, wo was los ist, auch wenn man Keinen hier kennt. Das Zimmer, von der Bar vor 4 Jahren, hat mir aber deutlich besser gefallen. Es war auch im Gegensatz zu heute leise.

Mittwoch, den 29.7.2015 – 10. Wandertag von Najera nach Santa Domingo de la Calzada

Heute geht es mal in Sandalen auf den Weg, das bedeutet, dass meine Stiefel nun im Rucksack sind und diesen um gut 1,4 kg schwerer machen. Erstaunlicherweise lässt es sich doch so auch sehr gut gehen und mein Zeh erholt sich. Bei schönstem Sonnenschein sind die 22 km mit einem leichten Anstieg kein Problem. Auch meine Beiden aus Dänemark habe ich recht schnell eingeholt und wir gehen ein Stück des Weges zusammen. Sie erzählen, dass sie doch noch ein Zimmer gefunden hatten, aber sehr unzufrieden damit waren. Sie erzählen mir auch, dass sie dieses Jahr nur bis Burgos laufen und ihr Flieger bald geht. Schade, die Beiden sind cool drauf und ich freue mich immer, wenn ich sie sehe. Leider sind sie auch deutlich langsamer als ich, so dass ich mich nach einer Zeit wieder von ihnen trenne und alleine weiter ziehe. In Santa Domingo de la Calzada geht es gleich in die Fußgängerzone. Ich stehe erst mal ratlos bei der Kathedrale herrum. Ich weiß genau, dass ich 2011 hier in der Stadt übernachtet habe, aber nur wo? Ich erkenne einfach nichts wieder! In der Kathedrale befindet sich ein Hühnerstall, wohl wegen des berühmten Hühnerwunders. Es sollten mal einem Richter, der Einen gehängt hat, die gebratenen Hühner vom Teller gelaufen sein, weil der Erhängte nicht gestorben war. Na ja, hier auf dem Weg passieren wohl immer sonderbare Dinge. Ich selber laufe ja auch hier diesen Weg und das nicht zum ersten Mal! Nun stehe ich hier vor dem Parador Hotel und treffe drei deutsche Pilgerinnen, die ich die Tage schon auf dem Weg sah. Sie schwärmen von der Alberge, in der sie übernachten. Ich erkläre ihnen, dass ich nur in Hotels schlafe. Sie sind der Meinung, dass ein Pilger nur in einer Alberge schlafen solle, sonst wäre er kein echter Pilger. Ich erkläre ihnen, dass es schon immer Pilger gab, die in Hotels, Wirtshäusern und Poststationen geschlafen haben, es schon immer Pilger gab, die Geld hatten und es arme Pilger gab die sogar nur draußen schlafen konnten. Aber alle Pilger haben ihr Gepäck selber nach Santiago getragen, nicht wie Viele heute, die sich das Gepäck von Alberge zu Alberge oder von Hotel zu Hotel schicken lassen. Ich trage meine Last selber nach Santiago und da darf man auch in Hotels schlafen. Der Gedanke, sich hier in das Parador einzuquartieren, ist verlockend. Pilger zahlen hier im 5 Sterne+ Hotel nur 100 Euro die Nacht. Aber ich ziehe mit meinem Rucksack weiter, auf der Suche nach was Bekanntem und entdecke dann doch eine Straße, die ich auf Anhieb wiedererkenne und auch gleich die Bar mit Pension, in der ich 2011 war. Ich bekomme sogar das gleiche Zimmer für 30,00 Euro die Nacht! Nach einer Dusche gehe ich erst mal zur Touristeninformation und frage, ob zwei Frauen aus Dänemark heute schon da waren. Das wurde verneint. Anfang der Fußgängerzone treffe ich die Beiden. Ich führe sie zu meiner Pension. Sie entschließen sich, dort auch zu übernachten. Ein schöner warmer Tag und Abend in einer schönen kleinen Stadt geht dem Ende zu.

Donnerstag, den 30.7.2015 – 11. Wandertag von Santa Domingo de la Calzada nach Belorado

Mein Nachbarzimmer ist schon leer. Die Beiden sind wohl schon früh los. Es ist kurz nach 8:00 Uhr und ich stehe unten vor der Pension und ich habe grade ein Deja-vu. Es muss wohl bis grade eben geregnet haben. Im Jahr 2011 wollte ich um 7:00 Uhr los und es hat so doll geregnet, dass ich wieder kehrt gemacht habe. Damals habe ich mich nochmal für eine Stunde ins Bett gelegt und bin dann erst nach 8:00 Uhr los und die Sonne kam raus und es wurde ein wunderschöner Tag. Raus aus der Stadt geht es auf den üblichen Schotterwegen weiter, leider hat man hier den Weg nicht neu gekennzeichnet und die gelben Pfeile sind schwer zu erkennen, wenn man sie überhaupt sieht. Und schon bin ich wohl verkehrt, aber nicht alleine. An einer Kreuzung unterhalb der Autobahn treffe ich auf Kana, eine kleine Japanerin, die in Frankfurt lebt. Sie steht ratlos da und weiß nicht weiter. Ich überrede sie kurzerhand, dass sie doch einfach mit mir weiter geht. Wir gehen einen Weg parallel der Autobahn. An der nächsten Abfahrt halte ich einfach ein Auto an. Klasse..., wir sind hier falsch, aber der Camino ist wohl in Sichtweite. Gut 300 Meter an der Straße entlang und dann geht es über einen Feldweg zum Camino. Aus weiter Sicht sehen wir zwei Pilger. Wir gehen etwas schneller, um den Weg nicht zu verlieren. Ich habe das Gefühl, dass ich die Beiden vor uns kenne! Allerdings sind die Zwei in Regensachen gekleidet, so dass ich erst wenige Meter hinter ihnen sicher bin. Es sind Pia und Annette aus Dänemark! Wie soll es auch anders sein! Die Beiden sind heute morgen im Regen los. Selber Schuld, erkläre ich ihnen. Meist hört es bis 8:00 Uhr wieder auf zu regnen. An dem Ort Granon sind Kana und ich wohl vorhin vorbeigelaufen, wir gehen gemeinsam weiter und kommen in Redecilla del Camino an. Pia, Annette und Kana wollen hier in einer Bar eine Pause machen. Ich mache mich alleine weiter auf den Weg nach Belorado. Die rund 23 km von Santa Domingo aus sind recht einfach zu laufen, es sind kaum Steigungen und das Wetter ist angenehm warm.

So ca. 10 km vor Belorado treffe ich auf Kati aus Kassel, die sich mittlerweile mit 4 anderen Mädels zusammen getan hat. Eine von ihnen ist krank und sie kommen nur sehr langsam voran. Nichts für mich. Seltsam, 2011 bin ich hier auf Bernd aus Bremen gestoßen, mit dem ich bis Sahagun zusammen gegangen bin. Am Anfang von Belorado ist hier die erste Alberge mit Pension, in der wir 2011 übernachtet hatten. Es gab nur lauwarmes Wasser in der Dusche. Damals war hier der Bär los und heute ist hier keiner! Im Ort selber kommt gleich eine Alberge neben einer Kirche und einige Weitere sind nahe der Altstadt. Der Weg wird hier von einigen tollen Graffiti an den Wänden begleitet. Leider wirkt es hier wie ausgestorben. Es sind kaum Menschen zu sehen. Ich muss ehrlich gestehen, dass es mich wundert, wie sehr sich der Weg in den letzten 4 Jahren verändert hat. Die Preise von Albergen sind zum Teil leicht gestiegen aber Viele sind deutlich günstiger geworden. Bei den Hotels ist es auch so, dass die billigen eher mehr kosten und die früher so teuer waren deutlich günstiger geworden sind. Es sind auch viel mehr Hotels und Albergen auf dem Weg entstanden. In meiner gewählten Pension stoße ich auf die Schweizerin, die ich in Estella kennengelernt habe. Sie erzählt, dass sie noch Kontakt mit Silvio aus Liechtenstein hat und dass er jetzt jeden Tag rund 40 km läuft und schon kurz vor O`Cebreo ist. Der ist jetzt so schnell unterwegs, dass er wohl doch noch nach Finesterre kann. Gedankenvoll ziehe ich mich in mein ruhiges Zimmer zurück. Ich schone meinen kaputten Zeh, der schon wieder viel besser ausschaut. Ich plane in Burgos eine Pause einzulegen. Die 50 km bis dahin bekomme ich auch noch hin.

Freitag, den 31.7.2015 – 12. Wandertag von Belorado nach Villafranca Montes de Oca

Im Flur treffe ich wieder auf die Schweizerin, die echt fertig ausschaut. Sie erzählt mir, dass sie einfach nur ihre Ruhe haben will und am liebsten heute nicht weiter gehen will. Für mich stellt sich die Frage nicht. Mir ist der Ort zu ruhig. Ich mache mich nun gegen 8:30 Uhr langsam auf den Weg. Laut Karte sind es gut 24 km nach San Juan de Ortega, die auch fast nur bergauf gehen. 2011 bin ich von hier bis Burgos durchgelaufen, weil es mir da oben nicht gefallen hat, aber 50 km schaffe ich heute mit meinem Zeh noch nicht. Ich habe ja Zeit und will ja auch bis Santiago kommen. Drei kleine Dörfer säumen den Weg bis nach Villafranca Montes de Oca. Bis hier sind es ca. 12 km. Die Sonne hat mal wieder freies Spiel und brennt schon vormittags ganz gut. Villafranca ist zwar nicht sehr groß hat aber alles was man braucht. Da die Bundesstraße quer durch geht, ist hier auch wieder was los. Hinter der Kirche steht ein traumhaftes 3- Sterne Hotel mit Schlosscharakter und es hat auch eine Alberge im Keller. Für 55,00 Euro, Luxus pur, kann ich nicht nein sagen. Ich miete mich hier im Hotel ein. Das Leben kann so schön sein! Ich frage mich, ob das eigentlich okay ist, dass ich schon wieder in einem 3- Sterne Hotel schlafe. Ein herrliches Bad, eine Stunde in dem traumhaften Bett bringen mich zur Erkenntnis, dass ich bei den Hotels nicht sparen sollte. Die 10 Euro oder 20 Euro pro Nacht mehr lohnen sich auf jeden Fall. Leider habe ich von Pia und Annette nichts mehr gesehen. Echt schade. Hier verpassen sie was. Vielleicht sollte ich einen Pilgerführer über 3-Sterne Hotels schreiben. Mmh... Auf dem Weg zum Supermarkt, na ja, eher kleiner Laden, treffe ich auf Kati und die 4 Mädels, die heute aber noch weiter wollen (es war dann auch das letzte Mal, dass wir uns trafen). Ich lasse mir Zeit und bin gespannt, wo ich wohl morgen bleibe. Denn 2011 habe ich von San Juan aus meinen eigenen Weg gewählt und bin erst auf die Bundesstraße gekommen und dann sogar auf der Autobahn gelaufen. Das war nicht so klasse. Da warten also gut 25 km, die ich noch nicht gegangen bin!

Samstag, den 1.8.2015 – 13. Wandertag von Villafranca Montes de Oca nach Atapuerca

Ehrlich, am Liebsten würde ich gar nicht aufstehen. Das Bett in diesem tollen Zimmer ist so geil, aber der Weg ruft. Wer weiß, wie weit ich heute muss. Ich fühle mich grade, wie der glücklichste Mensch auf Erden und kann das gar nicht richtig beschreiben. 2011 fragte ich mich, was ich hier eigentlich mache, warum und so?! 2012 war das nicht viel anders und ich gab recht schnell auf. Okay, auch das war wohl wichtig in meinem Leben. Letztes Jahr in Frankreich war gar nicht mein Ding, so dass ich viel schneller wieder zu Hause war als geplant. Dieses Jahr dagegen ist alles anders. Ich habe das Gefühl, das alles richtig ist und das es grade genau DAS ist, was ich machen muss. Alles passt, ...die Leute, der Weg, die Hotels und das Wetter. Alles ist so, das es mich glücklich macht! Ich finde es nur schade, dass in 500 km das Ziel erreicht ist. Dieses Mal stellt sich nicht die Frage, was ich hier mache und ob ich aufgebe. Ich weiß zwar nicht genau was ich hier eigentlich mache, aber ich werde auch nicht aufgeben! Ich will bis zum Wasser laufen, und wenn ich erst Weihnachten da bin. Mit einem Lächeln geht es gut 12 km bergauf nach San Juan de Ortega. Eine Großbaustelle an der Kirche, sowie ein nur wenig einladendes Hotel machen es mir einfach weiterzugehen. Erst kommt ein kleines, schönes Waldstück und dann bergab nach Ages. Das 

kleine Dorf ist ein Dorf wie aus einem Bilderbuch. Ein kleiner Laden mit Bar lädt zum Verweilen ein. Ich stärke mich mit einem Bocadillo und einer Cola. Der Weg führt weiter, ca. 4 km an der Straße nach Atapuerca. Von dort aus sind es noch ca. 22 km bis Burgos. Für mich der Grund langsam mal nach einer Bleibe Ausschau zu halten. Eine kleine Bar in einer Seitenstraße erregt meine Aufmerksamkeit. Das Haus sieht fast wie ein Hexenhaus aus. Im Inneren ist es noch schräger als von außen. Hier möchte ich bleiben. Die Gästezimmer sind klein, alles ist alt, es wirkt wie vor 50 Jahren. Der Betreiber ist super nett und cool. Ein Rundgang durch den Ort führt zunächst in die Bäckerei, wo ich den Kuchen teste. Grins ;). Der Kuchen ist lecker! Aber bestimmt zahle ich einen Pilgeraufschlag..., weil ich teuer dafür bezahle. Ich sehe ein weiteres Hotel, gekennzeichnet mit 3 Sternen. Danach sieht es allerdings nicht aus! Vor meiner Bar lasse ich mir die Sonne auf den Pelz brennen und einige Biere dazu lassen mich früh ins Bett gehen. Wenn ich das richtig sehe, bin ich heute der einzige Gast. Pilger habe ich den ganzen Tag kaum gesehen. Wo die bloß alle geblieben sind?

Sonntag, den 2.8.2015 – 14. Wandertag von Atapuerca nach Burgos

Die Nacht war sehr kalt. Die Decken im Zimmer sollte man aber besser im Schrank lassen, sie sind nicht wirklich sauber. Mein 70 Gramm Schlafsack war da auch keine große Hilfe gegen die Kälte. Die ersten Sonnenstrahlen sind wie ein Segen. Bis Burgos sind es ca. 22 km und als erstes geht es einen Berg hinauf, der es einem abverlangt. Der Weg geht von der Straße auf einen Schotterweg über mit vielen großen Steinen und lässt sich nicht grade gut laufen. Am Gipfel steht ein kleines Gipfelkreuz, das ein bisschen den Eindruck macht, das es das Cruz de Ferro ist. Für die Pilger, die nur bis Burgos laufen. Weiter geht es an einem Armeegelände über eher offenes Gelände bergab. Heute scheint der Weg endlos zu sein. Ein paar wenige Pilger tummeln sich hier auf. Kurz vor Villafria kommt der Flughafen von Burgos, den man zu Hälfte umlaufen muss, bevor man an die ersten Häuser sieht. Nach einigen Häusern kommt gleich die befürchtete Strecke durch das Industriegebiet. Dort kommt man auch an der Reifenfirma Brittstone vorbei. Dann geht es ohne Unterbrechung der Bebauung nach Burgos. Burgos ist eine sehr lange Stadt, die dagegen teilweise nur wenige Straßen breit ist. Ich finde auf Anhieb die Pension wieder, in der ich 2011 war, aber leider hing schon unten an der Tür ein Schild, dass sie voll sei. Eine Straßenecke weiter sehe ich Wegweiser zu einigen Hotels und eines davon ist keine 50 Meter von mir entfernt. Ein schönes 3- Sterne Hotel in einer Seitenstraße erweckt meine Aufmerksamkeit. Für 55,00 Euro pro Nacht miete ich mir ein Zimmer für zwei Nächte. Ich brauche erst mal eine kleine Pause bevor ich die langen Wege Richtung Leon in Angriff nehme. In einem Bistro lasse ich mich nieder und ich schreibe den ersten Schwung Postkarten. Später lasse ich den Tag in meiner Badewanne im Hotel ausklingen. 

Montag, den 3.8.2015, Pausentag in Burgos

Grade fast das Frühstück verschlafe, das im Hotelpreis heute mal inbegriffen ist. Die Brötchen haben das Wort Brötchen nicht verdient, fast steinhart, so hart und trocken gebacken. Dafür ist das Zimmer klasse und sehr ruhig. Es ist doch echt ein Unterschied, ob man in einer Pension oder in einem 2- Sterne oder 3- Sterne Hotel schläft. Ich ziehe ein Bett im 3- Sterne Hotel vor. Gut 25 Minuten zu Fuß vom Hotel befindet sich ein Shoppingcenter, in dem auch eine Post untergebracht ist. Ich habe mal wieder ein Paket gepackt, das ich nach Hause schicke. Ich habe die letzten Tage wieder Einiges eingekauft und eigentlich will ich das die nächsten 500 km nicht mitschleppen. Okay, es ist schon ein Luxus, wenn man für ein Paket nach Deutschland 24,00 Euro bezahlen muss. Ich habe lieber ein paar Kilogramm weniger auf dem Rücken und Platz für neue Einkäufe. Nach dem Besuch bei der Post geht es auf die Suche nach einem Friseur. Meine Haare sind mir zu lang geworden. Dort werden nicht nur meine Haare geschnitten und gewaschen, sondern ich bekomme auch eine Rasur. An der Kasse das große Erstaunen..., nur 5,95 Euro! Das nenne ich mal klasse! Was will ich eigentlich mehr? Das Wetter ist klasse, mir geht es richtig gut. Pilgern mag vielleicht eine andere Bedeutung haben, wie z.B. verzichten, aber ich sammle hier Erkenntnisse über mich, die mich über Vieles nachdenken lassen. Es ist schon seltsam, dass ein Weg, die Menschen so beeinflussen kann.  

Dienstag, den 4.8.2015 – 15. Wandertag von Burgos nach Tardajos

Morgens um 8:00 Uhr quer durch die Stadt. Ab und zu taucht ein Pilger auf, aber es scheint so, dass kaum wer auf dem Weg ist. Pia und Annette aus Dänemark habe ich auch nicht mehr wiedergetroffen und sie gingen ja auch nur bis Burgos. Echt schade, ich werde sie vermissen. Der Weg ist eher langweilig. Zu Villalbilla de Burgos muss man vom Camino abbiegen. Dazu habe ich aber keine Lust und laufe einfach weiter. Quer durch eine Großbaustelle, wo grade eine neue Autobahnbrücke gebaut wird, geht es nach Trabajos. Grade mal 10 km von Burgos entfernt habe ich einfach mal keine große Lust mehr weiterzulaufen. An der Hauptstraße gibt es ein Hotel. Es macht einen ordentlichen Eindruck. Zwei kleine Geschäfte mit Lebensmittel und zwei Bars, mehr gibt es leider nicht. Dennoch bleibe ich einfach hier und genieße den schönen Tag und die Sonne. Nach und nach tauchen hier doch einige Pilger auf, die aber fast alle noch weitergehen. 

Mittwoch, den 5.8.2015 – 16. Wandertag von Tardajos nach Hornillos del Camino

Morgens um 8:00 Uhr geht es wieder los. Gleich nach einer kleinen Ortschaft geht es mal wieder schön bergauf. Langsam frage ich mich, ob die ganzen Berge für die Pilger extra aufgekippt wurden, oder ob diese schon so waren. Nach rund 10 km bin ich in Hornillos 

del Camino angekommen. Der Ort weist nur eine Straße auf. Hier gibt es ein Hotel und vier Albergen und einen kleinen Supermarkt. Vor dem Supermarkt haben sich einige Pilger versammelt, auch das Mädel aus der Schweiz sitzt hier. Ich frage sie glatt, wie langsam ich noch laufen soll, damit sie vor mir bleibt. Sie und einige Andere wollen heute noch bis Hontanas weiter, weil es dort ein Schwimmbad gibt. Leider muss ich feststellen, dass das Hotel ausgebucht ist. Ich bekomme von der Verkäuferin im Markt den Tipp, dass es in der neuen Alberge schräg gegenüber auch Zimmer gibt. Ich bekomme ein Doppelzimmer mit Bad. Es wirkt auf den ersten Blick sauber. Im Außenbereich der Alberge treffe ich auf einige deutsche Pilger. Wir lassen es uns in der Sonne gut gehen. Eine Pilgerin, die erst in Burgos gestartet ist, bekommt von mir einen kleinen Lehrgang zum Thema Rucksack. Sie sortiert ihn aus, packt ihn neu und wir stellen ihn richtig ein. Gegen Abend kommen Pilger, die auch bei der Hitze des Tages gelaufen sind. Man kann es auch übertreiben, oder wie ich grade... untertreiben, mit nur 10 km am Tag.

 Donnerstag, den 6.8.2015 – 17. Wandertag von Hornillos del Camino nach Castrojeriz

Nie wieder Alberge. Da habe ich schon mal ein Zimmer für mich und dann machen die hier die ganze Nacht Krach. Mir ging es in der Nacht nicht gut. Ich glaube, ich habe mir einen leichten Sonnenstich eingefangen. Außerdem gab es ungewollten Besuch. Ich zähle 11 Mückenstiche an meinen Beinen. 2011 bekam ich in dieser Gegend auch Einen, der sich richtig entzündet hatte. Ich musste einen Arzt aufsuchen. Gegen 7:00Uhr mache ich mich auch auf den Weg, es ist zwar noch nicht richtig hell, aber es lässt sich gut laufen. Vorbei an San Bol, die kleine Alberge mitten in den Feldern, geht es nach Hontanas. Die beiden Hotels sind noch geschlossen und in der einen Alberge, in der ich 2011 war, will ich nicht bleiben. So geht es für mich weiter. Der Weg wird zur Qual. Er ist zwar schön, aber meine Mückenstiche werden größer und brennen stark. Die Nachwirkungen von meinem Sonnenstich gestern geben mir den Rest. Die Kirche San Antòn, besser Ruine, durchquert eine Straße. Hier ist auch eine Alberge untergebracht. Die Betreiberin ist eine Deutsche und gehört nicht grade zu den Netten. Ich quäle mich weiter bis nach Castrojeriz und habe damit heute 21 km geschafft. Beim erstbesten Hotel, das ich sehe, klingele ich. Eine sehr nette Frau bietet mir ein Zimmer für 25 Euro an. Allerdings müsse ich noch warten bis das sie das Zimmer fertig hat. Ich darf solange in ihrem Wohnzimmer warten und eine Cola gibt es gratis dazu. Ich bin so fertig, dass ich mit ihrem Hund im Arm auf dem Sofa einschlafe. Ein kleines aber sehr schönes, liebevoll gestaltetes Zimmer darf ich beziehen. Meine Wäsche will sie auch zum Waschen haben. Ich nehme dankend an. Der erste Weg in den Ort geht zur Apotheke, wo ich mir eine andere Salbe wegen der, jetzt doch sehr großen Mückenstiche kaufe. Meine Beine sind von den Mückenstichen total entzündet und das Laufen ist schmerzhaft. Beim Abendessen bin ich schon von dem Anblick des Essens schon satt, obwohl es echt lecker ist. Ich beschließe hier mindestens einen Tag Pause zu machen. Ich buche gleich eine weiter Nacht hier bei der Wirtin. Es ist so nett und günstig, da könnte man glatt mal eine Woche Urlaub einschieben. Erst mal sehen, wie es mir morgen geht!  

Freitag, den 7.8.2015 -Pausentag Castrojeriz

Ich habe glatt das Frühstück verschlafen. Na so was! Mal gut, dass ich gestern Abend mein Zimmer noch für eine weitere Nacht gebucht habe. Ich bin noch voll fertig. Gegen Mittag erst mal ein Bummel durch den Ort und ein kleiner Einkauf im Supermarkt. Die Sonne brennt heute wieder recht gut. Die Salbe, die ich gestern in der Apotheke gekauft habe, scheint gut zu wirken. Ich kann schon wieder deutlich besser laufen. Einen Ausflug zur alten Kirche oben auf dem Berg verkneife ich mir dann aber doch. Das Abendessen schmeckt mir heute auch viel besser und ich habe richtig Hunger. Ich denke, dass ich morgen wieder weiter kann.

 Samstag, den 8.8.2015 – 18. Wandertag von Castrojeriz nach Formista

8:00 Uhr morgens und es treibt mich wieder weiter. Die Entzündung der Mückenstiche ist sehr gut zurück gegangen und mein Zeh macht auch keine Probleme mehr. Ist wohl die beste Zeit weiter zu gehen. Der Himmel ist bewölkt und es ist noch recht kühl. Na ja, jetzt geht es erst mal eine Zeit bergauf, es geht auf den „Alto de Mostelares“. Der Berg ist 910 Meter hoch. Der Weg lässt sich sehr gut laufen, nur leider kommt hinter jeder Kurve die nächste Steigung und endlich oben angekommen ist es auch sehr windig. Richtig kalt ist es heute. Der Abstieg ist um einiges steiler, aber die feste Betonpiste macht es mir recht einfach. Nach gut 6 km bin ich an der Kirche „Itero del Castillo“, dies ist auch eine kleine Alberge. Man kann hier in der Kirche schlafen. Eigentlich will ich auch hier bleiben, aber bei der Kälte bekomme ich heute mit meinem 70 Gramm Schlafsack wohl ein Problem. Auf eine kalte Nacht kann ich gut verzichten. Also weiter. Mal sehen, wo es mir gefällt. Boadilla del Camino, der nächste Ort, ist leider auch nicht nach meinem Geschmack und da ich mich noch recht gut fühle, werde ich noch 6 km mehr machen und bis Fromista gehen. Dann habe ich ca. 23 km geschafft. Nach einigen Plantagen geht es gut 4km 

am Kanal entlang und endlich kommt auch die Sonne wieder raus. Es wird nun richtig warm. Ich sehe auch mal wieder mehr Pilger auf dem Weg, aber keine bekannten Gesichter. So langsam, wie ich in den letzten Tagen war, dürften die Anderen, die ich kennengelernt habe, weit vor mir sein. Wenn ich so weitermache, wird es wohl doch Weihnachten bis ich den Camino geschafft habe. Ich war schon 2011 in Fromista, weil ich wegen eines stark entzündeten Mückenstiches zum Arzt musste. Damals gab es grade eine Pension und 3 Albergen und kein Hotel. Heute schaut es total anders aus. Es hat sich hier total verändert. Der Ort ist zur kleinen Stadt geworden und alles vom Feinsten. Eine Touristeninformation steht mitten auf dem Marktplatz, umringt von einigen Bars und Hotels. Überall sind Pensionen und viele Urlauber und Pilger machen hier Station. Ich zähle 6 Albergen und finde nach einem Rundgang auch die Pension wieder, in der ich 2011 war. Ich erzähle der Wirtin, dass ich vor 4 Jahren hier war, dass ich hier vorne in dem Zimmer war und ich es damals toll fand. Sie gibt mir das gleiche Zimmer mit Badewanne. Auch der Supermarkt ist jetzt um Einiges größer. Ich glaube, es war eine gute Idee heute bis hier zu gehen. Ivonne, die aus dem Bus, hat sich grade gemeldet und schreibt, dass sie wieder zu Hause ist. Hätte nicht gedacht, dass sie sich meldet, aber dieser Camino ist wohl anders. Zu den Leuten, die ich 2011 auf dem Weg kennengelernt habe, gibt es leider kleinen Kontakt mehr. Nur mit denen, die ich in Santiago getroffen habe, stehe ich heute noch in Kontakt. Dieses Mal scheint es anders zu sein. Klasse..., ich freue mich echt drüber. 2011 gab es hier abends mal grade eine Tiefkühl Pizza in einer Bar. Heute dagegen richtig gutes Essen. In meiner Pension ist auch etwas mehr los, aber das stört mich heute nicht.

 Sonntag, den 9.8.2015 – 19. Wandertag von Fromista nach Carrion de los Condes

Alles scheint noch zu schlafen. Na ja, die anderen Pilger sind bestimmt schon wieder seit Stunden unterwegs. Wenn man, wie ich, immer erst gegen 8:00 Uhr los geht, sind die meisten Pilger, die im gleichen Ort geschlafen haben, schon unterwegs. Diejenigen, die in den Orten davor geblieben sind, sind meist noch nicht hier. Ich finde es klasse, dass ich erst mal eine Zeit für mich habe. Aber mit dem Tempo, das ich an den Tag lege, hole ich recht schnell die Ersten wieder ein. Besonders natürlich dann, wenn der erste Ort nach wenigen Kilometern kommt. Viele Pilger sitzen in den Bars und frühstücken. Verlässt man Formista, kommt 

das Stück, das auf vielen Fotos zu sehen ist. Rechts und links sind die vielen Zeichen, sodass ein Verlaufen kaum möglich ist. 2011 stand hier ein alter Italiener, der an die Pilger Obst aus seinem Garten verteilte. Er erzählte jedem seine Geschichte, er sei 50 mal den Camino gegangen. Heute ist er leider nicht da. Schade, ich fand ihn cool. Während der nächsten 19 km kommen vier mehr oder weniger kleine Orte. Dort gibt es mittlerweile alles. In einer Bar, in Villarmentero de Compos, ist der Bär los. Hier sind auch viele deutsche Pilger. Mit einem gehe ich weiter und wir machen in Villalcàsar de Sirga einen Abstecher zur alten Templer Kirche, die wir auch besichtigen. Wieder Richtung Camino machen wir einen Stopp in einer Bar. Am Tresen serviert die Wirtin grade was gut Riechendes. Ich lass es mir nicht nehmen und frage auf Spanisch was das sei und was da drin ist. Sie erklärt mir, das ist ihre Tortilla mit Toast und Zwiebeln. Sie fragt mich, ob ich sie probieren möchte. Das war die beste Idee des Tages. Das Ding ist der Hammer! Super lecker. Inklusive der Cola zahle ich 2,50 Euro. Satt geht es bei tollem Wetter weiter nach Carrion de los Condes. An diesen Ort kann ich mich auch noch recht gut erinnern. Eine schöne Altstadt, da nehme ich eine Pension. Diese Pension war 2011 noch eine Alberge. Hier im Ort ist heute richtig was los, eine Art Markt mit Ständen. Es werden Besonderheiten verkauft und andere Stände weisen auf bestimmte Orte und Regionen hin. Auch für Unterhaltung ist gesorgt. Besonders für die Kinder gibt es eine Art Clown Theater. Am Liebsten würde ich hier auch Einiges einkaufen, aber der Weg ist noch weit und jetzt schon wieder meinen Rucksack mit Ballast füllen, das muss nicht sein! Die gewählte Pension ist zwar ruhig aber nicht wirklich bequem. Ich hätte vielleicht doch nach einem tollen Hotel schauen sollen.

  Montag, den 10.8.2015 – 20. Wandertag von Carrion de los Condes nach Calzadilla de la Cueza

Die Nacht war unbequem. Neue Matratzen könnten hier mal angeschafft werden! Heute geht es zudem etwas eher los, um 7:30 Uhr. Der Weg nach Calzadilla de la Cueza ist einer der härtesten Teilstücke. Die Tierra 

de Campos ist auch das südlichste Stück des Weges und bekannt dafür, das es auf den 17 km sehr heiß ist. Schatten sucht man hier vergebens. Dieses Stück soll auch ein alter Römerweg sein . Besonders gemein ist es, dass man den Ort Calzadilla de la Cueze erst 200 Meter vor dem Ort sehen kann, da er in einer leichten Senke liegt. Wenn ich bedenke, wie viele Pilger ich gestern im Ort gesehen habe, ist hier nichts los. Die paar Pilger kann ich echt an einer Hand abzählen. Weit und breit nichts als endlose Felder und der ewige Schotterweg geht immer grade aus. Der Weg meint es aber heute gut mit mir, denn es ist heute recht kalt. So komme ich noch schneller voran als 2011. Damals war es hier so heiß, dass ich meine ganzen Getränke verbraucht hatte. Es ist mal grade kurz nach 11:00 Uhr und ich bin schon in Calzadilla de la Cueza angekommen. Gleich am Ortsanfang befinden sich zwei Albergen, eine davon mit Schwimmbad für nur 5,00 Euro. Daneben eine Bar mit Hotel. Viel hat der Ort nicht zu bieten, es gibt grade mal einen kleinen Supermarkt. Ich bleibe hier in dem Hotel, welches ein richtiges Schmuckstück ist. Im Barbereich befindet das großzügige Treppenhaus mit einigen Hotelzimmern. Von den Etagen ranken viele Grünpflanzen herunter. Das sieht echt klasse aus. Der Wirt fragt mich, ob 30,00 Euro für mich ein Problem wären. Ich mache ihm klar, dass ich 30,00 Euro gerne für ein Zimmer bezahle, wenn es ein ruhiges Zimmer ist. Ich bekomme das letzte Zimmer auf den Gang. Davor ist eine Feuertür, die ich sogar zumachen darf. Gegen Mittag wird es auch wieder richtig warm. Vor der Bar stehen Stühle und Tische mit einem herrlichen Blick in die fast endlosen Felder. Ein paar Biere in der Sonne und ich lasse meine Seele baumeln. Ich schreibe noch ein paar Nachrichten mit dem Wortlaut: „ein paar Grüße aus dem spanischen Nichts“.

 Dienstag, den 11.8.2015 – 21. Wandertag von Calzadilla de la Cueza nach Sahagun

Da habe ich heute doch fast verschlafen. Es ist schon kurz nach 8:00 Uhr. So ein Zimmer hätte ich gerne öfter! Ich habe nichts gehört und geschlafen wie ein Murmeltier. Auf geht es nach Ledigos. Hier gibt es nur 2 Albergen mit zwei kleinen Bars. Wirklich kein Ort für mich. Andere Pilger habe ich auch noch nicht gesehen. Na ja, gestern waren auch nicht Viele zu sehen. Weiter nach Terradillos de los Templardos. Kurz vor dem Ortseingang befindet sich eine nagelneue Alberge, aber leider noch geschlossen. Im Ort selber ist auch noch Eine, in der war ich 2011. Heute sieht sie total runtergekommen aus, wie auch der Rest des kleinen Ortes. Bergab geht es weiter nach San Nicolas del Real Camino. Hier mache ich in einer Alberge mit Bar eine kleine Pause. Es ist recht nett hier und der Wirt erzählt, das letzte Nacht nur 10 Pilger hier geschlafen haben. Aber mein Ziel ist heute Sahagun. Ungefähr 1 km vor Sahagun steht eine Kirche und eine kleine Brücke wird 

sichtbar. Die Ermita de la Virgin del Puente ist die Mitte des spanischen Weges, besser gesagt, die Mitte zwischen Roncevalles und Santiago. In der Kirche wird jeder herzlich empfangen und ich stelle eine Kerze auf. An der Brücke stehen große Staturen. Ich bekomme das Gefühl, dass der Weg bald geschafft ist und dass der schlimmste Teil des Caminos nun hinter mir liegt. Ich war mal wieder richtig schnell heute. Es ist grade erst kurz nach 12:00 Uhr und ich habe gut 26 km geschafft. Der Weg macht mich richtig glücklich, obwohl ich gerade sehr viel über meine Kindheit nachdenken muss. War nicht alles so toll, wie ich es damals sah. Was wäre aus mir geworden, wenn meine Eltern sich mehr eingemischt hätten? Ich nicht selber entschieden hätte, was ich für mich wichtig finde? Die Alberge mit Hotel, in der ich 2011 war, lasse ich links liegen. Ich gehe erst mal in die Stadt direkt zu der Kirche San Triso. Diese Kirche ist der erste Backsteinbau seiner Zeit aus dem 12 Jahrhundert. Für mich hat sie eine besondere Bedeutung. 2011 hatte ich hier in einem Nebenraum der Kirche, die heute zum Teil ein Museum ist, ein Begegnung der anderen Art. Ich habe dieses Jahr extra eine Kerze von zu Hause mitgebracht, um sie hier aufzustellen. Aber der Umbau ist jetzt fertig und der Raum ist nicht mehr da. Besser gesagt, die Tür fehlt, es ist jetzt eine Nische geworden. Was sehen meine Augen..., einen Kerzenständer und in der Ecke steht eine Kiste mit Teelichtern. Super, und ich schleppe über 400 km eine Kerze mit, weil es 2011 keine gab. Ich zünde drei von den Teelichtern an, eine für Lea, meinen verstorbenen Hund und eine für Volker. Wie ich sie vermisse!! Auch meine mitgebrachte Kerze zünde ich an. An der Theke neben dem Eingang sitzt die Spanierin, die bereits 2011 hier war. Ich frage sie, wo ihr kleines Sparschwein von damals ist. Sie schaut mich ratlos an. Ich nehme einen Zehn-Euro-Schein und zeige ihr, was ich meine. Sie erinnert sich an mich. Damals durfte ich eine Altarkerze anzünden, weil es nur diese elektrischen Kerzen gab. In der Altstadt suche ich nach einem Hotel und finde in einer Nebenstraße eines wo grade die Bar renoviert wird. Für nur 20,00 Euro bekomme ich ein tolles Zimmer, das locker mit einem Drei-Sterne-Hotel mithalten kann. Um die Ecke, am zentralen Platz, ist ein Kult-Restaurant, bei dem es richtig geile, gegrillte Lammspieße gibt. Okay, die sind zwar nicht billig, aber wo bekommt man schon mal so was Leckeres! Im Laufe des Nachmittags wird es auch wieder richtig heiß und der Stadtbummel fällt etwas kürzer aus. Gut, das mein Zimmer eine Klimaanlage hat. Sahagun ist und bleibt für mich ein magischer Ort,

Mittwoch, den 12.8.2015 – 22. Wandertag von Sahagun nach el Burgo Ranero

Hier könnte ich eigentlich auch ein paar Tage bleiben, aber ich habe mir vorgenommen, das kommende Wochenende in Leon zu verbringen. Los geht es, wie üblich für mich, um kurz nach 8:00 Uhr. Die Sonne ist heute schon in Sicht. Okay, ich sehe in der Ferne ein paar dunkle Wolken und laut Wetterbericht regnet es grade in Leon. Nach ein paar Kilometern muss man sich entscheiden, ob man den rechten oder den linken Weg geht. Ich nehme mal wieder den rechten Weg, der an einer kaum befahrenden Straße entlang führt. Mit mir sind noch einige wenige andere Pilger unterwegs. Da ich keine Lust auf den ewigen Schotterweg habe, laufe ich einfach auf der Straße. Autos kommen eh keine. Nach ca. 10 km komme ich nach Bercianos del Real Camino. Hier ist es so ruhig wie auf der Straße und so laufe ich hier einfach durch. Ein Hotel habe ich eh nicht gesehen, nur zwei Albergen. Nach weiteren 8 km kommt das nächste Dorf El Burgo Ranero. Gleich am Anfang des Ortes kommen zwei kleine Bars und es gibt hier die ersten Angebote für das Abendessen. In der Parallelstraße finde ich auch ein Hotel und einen kleinen Laden. Da die Wolken immer dunkler werden, werde ich hier bleiben. Viel hat der Ort nicht zu bieten, drei Albergen, die ziemlich gut besucht sind, eine tolle Kirche an der Hauptstraße, sowie einen großen Sportplatz auf dem sich nichts tut. Gegen 18:00 Uhr beweist sich meine Vermutung, es fängt an zu regnen. Ich hoffe, dass die Regenfront morgen weit genug weggezogen ist und ich sie nicht einhole.

 Donnerstag, den 13.8.2015 – 23. Wandertag von el Burgo Ranero nach Mansilla de las Mulas

In der Nacht hat es ordentlich geregnet, aber jetzt um 8:00 Uhr ist es wieder trocken. Es hat sich stark abgekühlt, der Himmel ist Wolken bedeckt und einige von ihnen sind bedrohlich dunkel. Bis Leon sind es jetzt noch gut 39 km. Ich werde das auf zwei Tage verteilen. Mein heutiges Ziel ist Mansilla de las Mulas. Da bin ich 2011 auch schon gewesen und fand es sehr nett. Es geht erst mal wieder auf der einsamen Straße von gestern weiter, ca. 13 km bis nach Reliegos. Pilger sind wieder kaum zu sehen. Im Ort wirkt alles sehr trostlos. Drei Albergen und zwei Bars machen den Ort nicht sehr attraktiv. Das Wetter bleibt mir aber gewogen und nach und nach kommt auch die Sonne raus. Nach weiten 6 km kommt man über eine alte Brücke nach Mansilla de las Mulas. Die kleine Stadt macht einen sehr historischen Eindruck und gehört für mich zu den schönsten der alten Städten auf dem Weg. Neben der größten Alberge, befindet sich eine neue Pension, die aber mit 35,00 Euro recht teuer erscheint. Da mir eine Besichtigung des Zimmers vor dem Einchecken nicht gestattet wird, lehne ich ab. Ich gehe weiter zu dem Hotel, in dem ich 2011 schon war. Ich finde es auch auf Anhieb wieder und ich miete mich hier ein. Das Zimmer kostet nur 25,00 Euro. Okay, der Style ist etwas altbacken aber sauber. Auf der Suche nach einem Supermarkt durchstreife ich fast den ganzen Ort. Ich finde drei Albergen, zwei weitere Hotels und einige Bars, viele kleine Läden, in denen es fast alles gibt, was man so gebrauchen kann. Einige neue Bauten geben dem Alten einen sehr modernen Touch. Nach und nach tauchen auch weitere Pilger auf. Mein Hotel hat eine wunderschöne Terrasse, auf der kaum etwas los ist. Aus der Küche duftet es richtig gut. Das Abendessen zergeht auf der Zunge und so lasse ich den Tag in Ruhe in der Sonne ausklingen. 

Freitag, den 14.8.2015 – 24. Wandertag von Mansilla de las Mulas nach Leon

Kurz vor 8:00 Uhr ist noch alles ruhig. Heute geht es nach Leon. Gut 20 Kilometer liegen vor mir. In weiter Ferne sind ein paar Wolken zu sehen, aber es ist heute schon wieder deutlich wärmer als gestern. Leon ist eine der Etappenziele auf dem Weg. Für Viele, die nicht so viel Zeit haben, auch der Startpunkt des Caminos. Nach nur ca. 4 km komme ich nach Villamoros de Mansilla, ein kleiner, schicker Ort mit einer Alberge an der Hauptstraße. Eine lange Holzbrücke führt über den Rio Porma ins Grüne und weiter nach Villarente. Es ist ein typischer Vorort mit viel Verkehr. Zwei Hotels und drei Albergen stehen den Pilgern zur Verfügung. Für diejenigen, die in Leon keinen Halt machen wollen.Viele Pilger meiden die großen Städte auf dem Weg. Das Treiben ist eben nicht jedermanns Sache. Viele wollen ihre Ruhe. Ich finde, dass der Camino wie das Leben ist, mal etwas ruhig und mal steckt man im Trubel. Ca. 9 km vor Leon kommt Arcabeja. Ein Stück weiter 

kommt die große blaue Stahlbrücke, die wohl extra für die Pilger gebaut wurde. Nach einem Stück oberhalb der Autobahn kommt erst das Industriegebiet von Valdelafuente. Hier biegt man auch zum Zeltplatz von Leon ab. Noch ein Hügel ...und schon kommt Leon in Sicht! Vor der Puente Castro steht ein Krankenwagen und 5 Sanitäter begrüßen die Pilger. Man bekommt einen Stadtplan und alle Infos die man so braucht. Wer hier grade ein Problem, zum Beispiel mit seinem Füßen hat, bekommt auch eine perfekte Versorgung. Ich lasse mir nur einen Stadtplan geben und einen Stempel für mein Poster. Der Weg in die City zur Kathedrale ist sehr gut gekennzeichnet und führt quer durch die Fußgängerzone. Gegenüber der Kathedrale befindet sich auch die Touristikinformation. In der Kathedrale muss man Eintritt bezahlen. 2011 war ein Besuch noch kostenlos. Ich mache mich auf die Suche nach der Pension „Orejas“, in der ich 2011 schon war, aber irgendwie kann ich mich nicht recht erinnern wo die war. Ich gehe von der Kathedrale aus fast jeden Weg ein Stück entlang, aber ich weiß nicht mehr wo ich lang muss. Ungefähr 50 Meter von der Kathedrale entfernt, erweckt das Drei-Sterne-Spar- Hotel Paris mein Interesse. Nur 44,00 Euro pro Nacht kostet ein Zimmer. Ich habe Glück, dass ich ein Zimmer für 3 Nächte bekomme. Da morgen in Spanien ein Feiertag ist und Sonntag auch fast alle Geschäfte geschlossen haben, will ich erst mal einkaufen. Auf der Suche nach einem Supermarkt finde ich auch die Pension „Orejas“, in der ich 2011 war. Ich hätte nur die eine Straße weitergehen sollen. Aber mein Hotel ist toll, die paar Euro mehr stören mich nicht. In den Straßen der Altstadt ist „der Bär“ los. Viele Pilger tauchen auf und in den Bars hört man viel deutsch und englisch. Pilger mit neuen und zu schweren Rucksäcken, die wohl morgen ihren ersten Tag haben, sind heute erst angereist. Ob sie wissen, dass sie den schönsten Teil verpasst haben? Gegenüber meinem Hotel entdecke ich Pan&Company. Ich würde sagen, es ist eine Mischung aus Subway und McDonald's und super lecker. Am Abend ziehe ich eine Runde durch einige Bars. Leider ist heute keiner von denen da, die ich in der letzten Zeit kennengelernt habe. Kaum bin ich im Hotel, fängt es draußen an zu regnen.

 Samstag, den 15.8.2015 - Pausentag in Leon

Heute ist in Spanien ein Feiertag. 2011 war ich zu diesem Zeitpunkt schon kurz vor Santiago. Dieses Jahr lasse ich mir deutlich mehr Zeit, ich will auch mehr sehen. Leon ist eine meiner Traumstädte auf dem Weg. Im Gegensatz zu den Großstädten in Deutschland befinden sich hier in den Straßen viele kleine Geschäfte und man findet Vieles, das in den Innenstädten von Deutschland nicht zu finden ist. Das Hotel ist echt klasse. Als Erstes geht es in die Sauna, ...aber, böse Falle! Die Mitarbeiterin des Hotels erklärt mir, dass die Nutzer der Sauna eigentlich nur mit Badesachen in die Sauna gehen. Da ich keine Badehose dabei habe, habe ich kurzerhand die Sauna für 1 ½ Stunden alleine. An der nächsten Straßenecke ist ein Café, in dem ich mich niederlasse und bei Café con Leche die nächste Runde Postkarten schreibe. Ich schreibe gleich an 30 Leute. Es gibt wohl kaum einen Pilger, der so viele Karten schreibt. Für mich ist das ja auch eine Art Urlaub. So oft bin ich nicht unterwegs und ich freue mich auch über jede Karte, die ihren Weg zu mir findet. Zur Zeit kostet eine Karte nach Deutschland 90 Cent Porto. Das kann schon echt ins Geld gehen. Um 15:00 Uhr macht das Café leider zu. Das Treiben ist echt interessant, das Kommen und Gehen der vielen Menschen, die Deutschen, die versuchen zu bestellen und sich dabei sehr merkwürdig anstellen. Die Entscheidung, in Leon eine Pause zu machen, scheint wohl richtig zu sein. Die Sonne scheint, keine Wolke in Sicht. Die Sonne brennt richtig gut. Dennoch will ich meine Runde durch Leon ziehen und schöne Fotos von hier machen. Eine ältere Ordensschwester spricht mich wegen meiner Tätowierung am Bein an. Sie spricht nur spanisch und erklärt mir, sie finde es schade, kein Foto von der Tätowierung machen zu können. Ich gebe ihr eine Visitenkarte von mir und erkläre, dass sich auf meiner Internetseite ein Foto davon befindet. Sie ist überglücklich. Beim weiteren Rundgang finde ich eine Deutsche Bank. Ich werde nicht zum Geldautomaten gelassen. Der Automat ist wohl nur zu den Öffnungszeiten frei zugänglich. Abends geht es wieder in die Bars rund um mein Hotel. Die wenigen Pilger, die ich antreffe, starten schon morgen. Ich bleibe noch bis Montag. 

  Sonntag, den 16.8.2015 - Pausentag in Leon

So mein 2. Pausentag in Leon. Heute erst mal richtig ausgeschlafen. Na ja, so gegen 11:00 Uhr wecken mich die Reinigungsdamen. Ich verziehe mich wieder in das kleine Café an der Ecke. Café con Leche wird hier zu meinem Standardgetränk. Oh Wunder, heute ist zwar Sonntag, dennoch haben viele der kleinen Geschäfte in der Innenstadt heute geöffnet. Ich finde es klasse und mache einen ausgedehnten Bummel durch die Läden. Noch mehr Einkaufen! Als Pilger hat man es gar nicht so einfach. Wenn ich alles kaufen würde, was ich gerne hätte, dann bräuchte ich einen Transporter, der mein Gepäck übernimmt. So bleibt es bei Kleinigkeiten, wie zwei Gummienten und anderes. Mein Rucksack wiegt bestimmt schon wieder um die 10 kg. Jetzt noch ein Paket nach Hause zu schicken, lohnt auch nicht mehr. Bis Santiago sind es noch ca. 300 km, die ich wohl in gut zwei Wochen schaffen sollte. In Santiago werde ich dann sehen, dass ich ein Teil meines Gepäcks dort zwischenlagern kann. Dann muss nicht alles mit nach Finisterre schleppen. Ich habe heute sogar die doppelte Menge an Duschgel und Seifen bekommen. Pilgerration, denke ich. Mehr als die kleinen Packungen braucht man als Pilger auch nicht. In jedem Hotel oder den Pensionen gibt es Nachschub. Da ich die immer mitnehme, könnte damit schon einen Handel aufmachen. Heute geht es eher früh ins Bett und morgen will ich weiter. Leon, ...ich komme wieder zum Shoppen.

Montag, den 17.8.2015 – 25. Wandertag von Leon nach Hospital de Orbigo

Richtig ausgeruht geht es wieder los. Es ist noch kühl, aber Wolken sind nicht in Sicht. Bei der Deutschen Bank plündere ich den Geldautomaten, das Geld sollte dann für die nächsten Tage reichen. Kurz vor dem Ortsausgang von Leon tauchen auch wieder einige Pilger auf. Ab hier sollte auf dem Weg auch mehr los sein. Viele Pilger starten erst ab Leon. Mit einem Spanier komme ich ins Gespräch. So wie es aussieht, haben wir das gleiche Tempo. Langsam wird es wärmer und es macht wieder richtig Spaß zu laufen. Claudio, der Spanier, ist cool drauf. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Nach 22 km sind wir in Villadangos del Paramo. Es ist noch keine 12:00 Uhr. Der Ort liegt an der Hauptstraße und macht keinen wirklich einladenden Eindruck auf uns. Nach einer Cola beschließen wir, dass wir gemeinsam noch weitergehen. Bis nach Hospital de Orbigo sind es noch gut 11 km. Mit Claudio ist es echt lustig, wir unterhalten uns auf Englisch. Ich glaube, dass ich mal wieder alles richtig gemacht habe, auch mit der Pause in Leon. Die Sonne strahlt und Spaß habe ich auch. Ein großer Teil des Weges kommt mir wieder bekannt vor, noch ist es recht flach. Bald kommen aber wieder die Berge, von denen es auf dem Camino mehr als genug gibt. Ich glaube, die Spanier haben die Berge nur für die Pilger „gebaut“:). Langsam machen sich die vielen Kilometer bemerkbar. Wir können es kaum noch abwarten, endlich anzukommen. Über eine alte, sehr lange Römerbrücke kommen wir in Hospital de Orbigo an. Gleich hinter der Brücke miete ich mich in dem Hotel ein. Claudio dagegen geht zu der nächsten Alberge. Wir verabreden uns für morgen um 8:00 Uhr, damit wir gemeinsam weiter gehen können. Ich war schon 2011 hier in dem Hotel und heute ist auch viel los. Es sind noch andere deutsche Pilger da. Die Tochter des Wirts spricht auch deutsch, da ihr Mann aus Österreich kommt. Er ist ein Ex- Pilger. Auf dem Weg kann man auch seine Liebe finden! Ein anderes deutsches Pilger- Paar erzählt von Astorga, dass sie dort gegenüber der Kathedrale in das Hotel Gaudi gehen wollen. Nach einer Dusche mache ich noch einen Einkaufsbummel. Ich entdecke noch ein nagelneues Hotel, gegenüber davon einen Supermarkt und daneben einen China-Bazar, der richtig groß ist. Schade, dass wir in Deutschland so was nicht haben. Die sind voll mit Zeug und für meine Begriffe richtig günstig. Eine echte Fundgrube, wenn man zum Stöbern Zeit hat. In dem Supermarkt entdecke ich Getränkepulver mit Ananasgeschmack. Ich nehme es zum Probieren mit. Auf dem Campingplatz der anderen Flussseite läuft abends wohl eine Party. Mit der Musik, die rüber halt, lässt es sich gut einschlafen. Vielleicht sind es auch die 33 Kilometer Laufen, die mich in den Schlaf wiegen...

 Dienstag, den 18.8.2015 – 26. Wandertag von Hospital de Orbigo nach Astorga

Morgens um 8:00 Uhr steht Claudio mit einem Kaffee vor meinem Hotel. Heute wollen wir nur bis Astorga gehen, das sind gut 17 km von hier. Dafür geht es wieder schön bergauf und bergab. Nach 13 km sind wir in Sun Justo de la Vega. Wir legen eine ausgedehnte Pause ein. Ein Bocadillo und eine Cola geben Kraft für den letzten Anstieg des Tages. Soviel Cola, wie ich in Spanien trinke, ist für mich nicht normal. Zu Hause trinke ich nur Wasser und hier ist das süße Zeug an der Tagesordnung. Ich könnte bestimmt 3-4 kg mehr abnehmen, wenn ich auf gezuckerte Getränke verzichten würde. Na ja, vielleicht ab morgen. Die Sonne scheint und mit gut 30 Grad ist es auch wieder ein schöner Tag. Das letzte Stück vor Astorga hat ein paar steile Stellen aufzuweisen. Sie sind aber machbar. Claudio mietet sich gleich in der ersten Alberge ein. Vorher verabreden wir uns für morgen Früh. Für 3,00 Euro bekommt Claudio ein Bett in der wohl billigsten Alberge. Na ja, für mich ist das nichts, ich gehe weiter in die City und suche mir ein Hotel. Heute ist ein Wochenmarkt. Das ist aber nicht wie bei uns in Deutschland auf einem Platz oder in einer Straße, hier breiten sich die Stände in der halben Stadt aus. Massen von Menschen füllen die Gassen. Man kann nicht nur Obst und Gemüse kaufen, auch Klamotten und massenhaft Gerümpel. Es ist kaum ein Durchkommen. Wo Die nur alle herkommen? Von den Häusern ist nicht mehr viel zu sehen. Mein Hotel, in dem ich 2011 bereits nächtigte, sehe ich nicht. Ich lande am Ende des Marktes, fast kurz vor der Kathedrale. Ich erinnere mich an das Pilger- Paar von gestern Abend und deren Hotelbeschreibung. Ich finde das Hotel Gaudi. Es schaut von außen recht teuer aus, aber fragen kostet ja nichts. Es gibt noch 1 Zimmer für 40,00 Euro. Ich nehme es. Das Zimmer ist schon fast eine Suite, etwas alt, aber groß und sauber. Was will man auch mehr? Als erstes erkunde ich den Wochenmarkt gründlich, halte mich aber beim Einkaufen zurück, nicht das mein Rucksack noch schwerer wird. Weiter geht es auf die Suche nach einem Friseur. Meine Haare müssen mal wieder dran glauben. Im unteren Teil der Stadt habe ich einen Friseur gefunden. Servio ist wohl mehr Künstler als Friseur. Die 15 Minuten des Wartens, bis der andere Kunde fertig ist, lassen Böses erahnen. Jedes Haar wird einzeln und bestimmt 5x geschnitten. Bei mir wird es nicht anders. Noch nie hat ein Friseur meine Haare so aufwendig bearbeitet wie er und dabei bräuchte er nur mit seiner Maschine rüber gehen. Nach gut 15 Minuten bin ich 10,00 Euro los, ohne Waschen wohl bemerkt. Gegen 15:00 Uhr wird auch der Wochenmarkt abgebaut und ich kann mir endlich die Stadt ansehen. Astorga gehört zu den sehr alten Städten auf dem Weg und ist wundervoll. In den Geschäften hört man viel deutsch, aber nicht von den Kunden, sondern mehr von den Verkäufern. Es scheint, wie in Pamplona, eine deutsche Kolonie zu geben. Oder es liegt an den vielen guten Schokoladenfabriken. Ich könnte mir auch vorstellen, hier zu leben, hätte dann aber bestimmt Probleme mit meinem Gewicht. In der Kathedrale ist jetzt auch das Pilger Museum untergebracht, wobei ich das Schokoladen Museum viel besser finde. Eigentlich ist 1 Tag für Astorga viel zu kurz, es gibt richtig viel zu sehen.

 Mittwoch, den 19.8.2015 – 27. Wandertag von Astorga nach Fonebadon

Kurz vor 8:00 Uhr und es ist schon recht warm. Mein Hotel war eine top Idee, echt klasse, ich habe richtig gut geschlafen. Ich muss den Camino auch nicht erst wieder suchen, da dieser direkt vor der Tür verläuft. Am Ortsausgang wartet Claudio schon mit einem Kaffee in der Hand auf mich. Heute ist das Ziel Rabanal del Camino. Gut 20 km, die wieder nur bergauf gehen. Mit Claudio komme ich sehr schnell voran. Es ist grade 11:30 Uhr als wir in Rabanal ankommen. Hier hat sich auch Einiges in den letzten 4 Jahren getan. Es gibt jetzt 4 Albergen und einen kleinen Campingplatz sowie 1 Hotel. Wobei ich das, in dem ich 2011 übernachtet habe, nicht wiederfinde. Claudio will heute noch weiter. Eigentlich wollte ich hier ein paar Tage im Kloster bleiben, aber mir ist nicht danach. Claudio schafft es, mich zu überreden und wir machen uns auf zum nächsten Ort. Da soll es auch auch ein Hotel geben. Gute 5,5 km mit einer schönen Steigung führen uns zu dem Ort Foncebadon. Diesen Ort gibt es nur für oder besser gesagt wegen den Pilgern. Wobei Ort eigentlich total übertrieben ist. Wenn es hoch kommt stehen hier 15 Häuser, davon sind 6 Häuser je eine Alberge, 2 Häuser sind kleine Läden, 1 Hotel mit einer weiteren Alberge und Bar und 2 weiteren Bars. Drei Häuser sind grade im Bau und 4 Häuser sind halb zusammengefallen und nicht bewohnbar. Vor 4 Jahren lebten hier nur 4 Einwohner. Es gab 1 kleine Alberge. Pilger bringen eben Geld mit! Es ist hier oben wunderschön. Für 30,00 Euro bekomme ich ein Zimmer in dem Hotel. Claudio mietet sich für 8,00 Euro in die Alberge des Hotels ein. Im Hotel duftet es nach frischer Tortilla. Ich bekomme ein Stück Tortilla und eine Cola für nur 2,50 Euro. Auf der Terrasse genieße ich das Essen, die Tortilla schmeckt richtig super. Als ich den Teller hinein bringe, sitzt der Wirt mit seiner Familie am Tisch zu Mittag. Ups, da steht der Rest der Tortilla auf dem Tisch. Ich frage, ob ich ihnen jetzt ihr Mittag geraubt habe. Aber von der Köchin, könnte die Mama des Hauses sein, kommt die Gegenfrage, ob die Tortilla gut war. Ich gehe zu ihr, nehme sie von hinten in den Arm und sage laut in die Runde, dass ich sie liebe und ich sie gerne als Mama hätte. Sie strahlt über beide Ohren. Auf der Terrasse der Alberge ist richtig was los. Die Sonne beschert uns über 30 Grad. Nach und nach kommen immer mehr Pilger an. Auch einige Deutsche sind dabei und so lerne ich Martina aus Rosenheim kennen. Einige Pilger gehen hoch zum Cruz de Ferro, um da den Sonnenuntergang zu sehen. Das würde ich auch gerne, aber mit meinen Augen ist es im Dunkeln zu gefährlich. Ich finde den Weg bestimmt nicht zurück. Mein Weg soll ja nicht hier enden. Ich mach mir eh schon Gedanken, wie weit ich noch mit Claudio gehe. So schnell wollte ich nicht unterwegs sein. Er will morgen bis nach Ponferrada gehen, ob ich so weit mitgehe, weiß ich nicht. Wir verabreden uns morgen wieder für 8:00 Uhr.

 Donnerstag, den 20.8.2015 – 28. Wandertag von Fonedabon nach Acebo

Heute wird ein besonderer Tag, es geht zum Cruz de Ferro. Dort legt man einen Stein nieder, den man von zu Hause mitgebracht hat. Mit dem Duft von frisch gebackenen Croissants werde ich geweckt. Beim Packen meiner Sachen suche ich meine Steine hervor, die ich seit einigen Wochen mit mir herum trage. Ich packe sie so, dass ich nachher gut ran komme. Claudio wartet unten vor der Tür schon mit einem Kaffee in der Hand. Was würde er nur ohne Kaffee machen? Es ist noch keine 7:30 Uhr und er treibt schon an. Die gut 1,5 km gehen recht steil bergauf über eine kleine Piste, so wie fast überall. Und dann steht es da, das Cruz de Ferro! Ein riesiger Eichenmast mit einem Eisenkreuz 

und rundherum ein riesiger Steinhaufen. Pilger aus aller Welt legen hier einen Stein nieder, den sie von zu Hause mitgebracht haben. Warum? Für Wünsche, zum Gedenken, meist aber für eine Person, die krank oder verstorben ist, oder wegen einer Last, die man selber auf dem Herzen trägt. Im Jahr 2011 habe ich einen Stein für meine tote Hündin Lea mitgenommen und abgelegt. Sie hat mich auch dazu gebracht, den Weg für sie zu gehen. Heute habe ich gleich 3 Steine dabei, einen wieder für Lea, einen für Volker, der 2012 verstorben ist und den dritten Stein für Claus, der ebenfalls verstorben ist. Volker war mein bester Freund, auch wenn wir häufig anderer Meinung gewesen sind. Claus verstarb 2011, kurz nachdem ich vom Camino zurück nach Hause gekommen bin. Claus war Mitbegründer meines sozialen Projektes. Ich klettere den Steinhaufen rauf, lege meine Steine nieder und mache noch ein paar Fotos. Claudio will weiter. Ich dagegen möchte eigentlich noch bleiben und ein bisschen gedenken. Ich muss mit den Tränen kämpfen. Der Ort ist doch sehr spirituell. Weiter geht es leicht bergab. Nach ca. 2,5 km kommt man zum „letzten Templer“, so nennt er sich selbst. Viele Schilder und Fahnen, die ihm Pilger aus aller Welt mitgebracht haben, zieren sein Haus von innen und außen. Jeder macht hier halt und man bekommt einen Stempel. Wer hier bleiben will, kann in der kleinen Alberge auch ein Bett bekommen. Eigentlich war mir bis heute morgen klar, dass ich diesen Weg zum letzten Mal gehe. Mein nächster Camino wird der Camino de Norte. Aber jetzt will ich doch wiederkommen und das schon bald! Das Camino- Fieber hat mich voll im Griff. Von nun an geht es erst mal wieder bergauf. Okay, nur ein kleines Stück. Auf einem Trampelpfad geht es am Gipfelrand weiter und man hat einen tollen Ausblick, wohl einer der schönsten Orte der Welt. Später am Wegesrand steht ein Wohnmobil, das zu eine Art Imbiss umgebaut ist. Wir nutzen die Gelegenheit, um eine kleine Pause einzulegen. Auf dem Platz machen immer mehr Pilger Rast. Für Einige ist es ein glücklicher Zufall, dass grade ein Sanitäter ebenfalls eine Rast einlegen wollte. Na ja, eine Pause hat er nicht, er darf gleich einige Füße verarzten. Einige haben echt viele Blasen und schlimme Wunden. Nun geht es endlich mal bergab und das gleich richtig. Der Weg ist sehr uneben und viele große sowie kleine Steine liegen lose, so dass man sehr vorsichtig laufen muss. Am Wegesrand sitzt Martina, sie ist schon fertig mit der Welt. Mein Ziel kommt in Sicht, Acebo. Da war ich 2011 auch. Ich freue mich. Claudio will heute noch nach Ponferrada gehen. Für mich kommt das aber nicht in Frage. Es ist zwar noch früh, aber eilig habe ich es auch nicht. Acebo ist ein Dorf mit nur einer Straße. Gleich am Anfang sind zwei Pensionen, in der rechten war ich 2011. Ich hatte das Zimmer mit Balkon. Ich habe Glück, es sind noch Zimmer frei. Nachdem ich erzähle, dass ich 2011 da war, ich das Zimmer über der Bar hatte und das Zimmer klasse fand, werde ich überrascht. Ich bekomme das gleiche Zimmer wieder. Nach einer kleinen Pause zieht Claudio ohne mich weiter. Nach einer weiteren Stunde kommt auch Martina vorbei, sie kann zwar nicht mehr, aber sie will weiter. Am Ende des Ortes gibt es eine Alberge mit Pool. Ich habe lieber meine Ruhe. Die Sonne verscheucht jeden von der Straße. Sie brennt ohne Gnade. Oberhalb von meinem Balkon ist ein kleines Nest mit vielen kleinen Vögeln. Eigentlich sind hier überall Nester, ein reges Treiben der kleinen Flugmonster. Abends gibt es in der Bar ein sehr leckeres Essen. In Gedanken vertieft gehe ich früh ins Bett.

Freitag, den 21.8.2015 – 29. Wandertag von Acebo nach Ponferrada

Schon früh wecken mich die Vögel draußen. Das Zwitschern der Kleinen ist grandios. Ausnahmsweise habe ich heute das Zimmer mit Frühstück. Mit einem deutschen Frühstück ist das nicht zu vergleichen. Croissants aus der Tüte und Marmelade. Es ist noch nicht richtig hell draußen und bis zu meinem Tagesziel Ponferrada sind es nur 16 km. Gegen 7:30 Uhr ist die Straße menschenleer. Die ersten Sonnenstrahlen lassen auf einen schönen Tag hoffen. Es geht nun, wie gestern schon, weiter bergab. Die ersten Kilometer laufe ich auf der asphaltierten Straße bis nach Riego de Ambros. Es ist seltsam, morgens wieder alleine loszulaufen, aber irgendwie auch schön. Endlich wieder mein eigenes Tempo. Weitere 5 km geht der Weg bergab und das auf einer Geröllpiste. Vorbei ist es mit meinem Tempo. Ich komme kaum noch voran. Mit meinen Augen ist das echt eine Qual. Ich sehe kaum Unterschiede und erwische immer wieder tiefe Stellen. Jetzt könnte ich Claudio an meiner Seite gebrauchen. Hinter mir tauchen, wie aus dem Nichts, eine Mutter und ihr Sohn auf. Deutsche..., wie soll es auch anders sein. Ich hänge mich ran. Nachdem ich ihnen erzählt habe, dass ich schlecht sehen kann, reduzieren sie etwas das Tempo, sodass ich ihnen folgen kann. Es ist deutlich einfacher für mich, wenn ich sehe, wo andere hintreten. Kurz vor Molinaseca holen wir Martina ein, ich bleibe bei ihr. Mutter und Sohn ziehen in ihrem Tempo weiter. Es ist schon das Besondere des Caminos, immer wenn man Hilfe braucht, bekommt man sie. Nun helfe ich grade Martina, ich ziehe sie mit. Denn sie ist schon wieder am Ende ihrer Kräfte. In Molinaseca ist bis auf eine Bar alles noch geschlossen. Wir legen hier eine Kaffeepause ein. Die Nächsten 8 km werden vom Weg her nicht mehr so schlimm. Gegen 13:00 Uhr laufen wir bei strahlendem Sonnenschein in Ponferada ein. An der Touristeninfo trennen wir uns und ich begebe mich auf die Suche nach einem Hotel. In dem Hotel, in dem ich 2011 übernachtet habe, möchte ich nicht wieder einchecken. Es war mir da doch nicht sauber genug. Ein Stückchen weiter, in der Altstadt, finde ich ein tolles 2-Sterne-Hotel. Ponferrada ist etwas größer, es gibt außer 

der Altstadt und der riesigen Templerfestung auch einen sehr großen neueren Stadtteil mit endlos vielen Geschäften. Auf der Suche nach einem Supermarkt, treffe ich wieder auf Martina. Sie will zum Busbahnhof, eine Freundin von ihr ist schon weiter und sie möchte lieber mit dem Bus zu ihr fahren. Schade, es wurde gerade nett mit ihr. Ich begleite sie noch bis zum Busbahnhof. Dann setze ich meinen Einkaufsbummel fort. Eine Besichtigung der Festung ist hier ein Muss. Es ist die größte erhaltene Festung der Templer. Wenn man überlegt, wie wenig Menschen in der Zeit um 1000 bis 1400 gelebt haben, und wenn man dann sieht, was damals alles gebaut wurde, die Festungen, die Kirchen, die Kathedralen und die Paläste. Sie hatten echt mehr als wir drauf! Ich sage nur Flughafen Berlin. Eine Schande, was wir Deutschen für einen Scheiß machen. Vielleicht sollte ich doch lieber die Deutschlandfahne von meinem Rucksack nehmen?! Aber nein, so lerne ich ja viele Menschen kennen. Mein Hotelzimmer hat einen Nachteil, ich schaue direkt auf die große Kirche. Gegen Abend wird hier geheiratet und das gleich mit 6 Paaren. Der ganze Platz wird zur Bühne mit Livemusik. An Schlafen ist nicht mehr zu denken. Darum gehe ich einfach runter und feiere mit. Ich kenne zwar Keinen und verstehen tu ich auch kaum etwas, aber Sekt und andere Getränke werden auch an mich verteilt. An dem Buffet bedient sich wohl auch jeder und ich lasse es mir schmecken. Erst um 3:00 Uhr morgens löst sich die Feier auf und meine Nacht wird etwas kürzer.

 Samstag, den 22.8.2015 – 30. Wandertag von Ponferrada nach Villafranca del Bierzo

Na super, nicht erst spät ins Bett, sondern nun wird schon morgens um 7:00 Uhr mit Kehrmaschinen der Platz gereinigt. Na ja, Ponferrada scheint nicht für guten Schlaf zu sein. Egal. Der Camino führt quer durch die Stadt. Fast alles ist noch zu. Nach 5 km kommt schon der erste kleine Ort des Tages, Columbrianos. Es ist nicht viel los. Auf dem Weg sind recht viele Pilger unterwegs. Die Tage, wo man fast alleine ist, sind seit Leon vorbei. Auch zwei Mädels, 17 Jahre alt aus Frankfurt, die erst in Leon gestartet sind, sind grade unterwegs. Den Ort Camponaraya kann man ebenfalls getrost auslassen. Erst in Cacabilos ist wieder was los. Einige kleine Albergen und Hotels und viele Geschäfte. Aber mein Ziel ist heute Villafranca del Bierzo, auch, wenn ich grade noch nicht weiß, welcher Ort es wohl ist. An die meisten Orte kann ich mich gut erinnern, aber diesen Ort kann ich vom Namen her nicht zuordnen. Auf den heutigen 23 km geht es immer wieder auf und ab. Am Ortsanfang liegt eine Burg oder so was in der Art. Auf Anhieb weiß ich wieder, wo ich bin. 2011 habe ich mit dem Wirt des Hotel San Franzisco um den Preis gefeilscht. Auf dem Platz ist eine große Bühne aufgebaut. Heute scheint hier was los zu sein. Bei der Tourismusorganisation bekomme ich eine Liste mit Unterkünften von O`Cebreiro. Ich bitte darum, dass man für mich dort ein Zimmer für übermorgen reserviert. Für heute miete ich mich im besten Hotel des Ortes ein. Hotel Plaza ist ein 3-Sterne-Plus-Hotel und mit 66 Euro bis heute mein teuerstes auf dem Weg. An einem Marktstand kaufe ich ein gebrauchtes Kochbuch für 3 Euro auf Spanisch. Als wäre mein Rucksack nicht schon wieder voll genug ist. Heute Abend ist hier ein Rockfestival und das lasse ich mir nicht entgehen. Die Sängerin der ersten Bühne ist das Mädel aus meinem Hotel, sie ist richtig klasse. Sie rockt den ganzen Platz. Gegen 22:30 Uhr ist sie mit ihrem Auftritt fertig und sie nimmt mich mit zur nächsten Party. Erst um 3:00 Uhr morgens komme ich wieder in mein Hotelzimmer. Ich bin zwar voll am Ende, aber ich fühle mich richtig gut.

 Sonntag, den 23.8.2015 – 31. Wandertag von Villafranca del Bierzo nach Vega de Valcarce

Wieder mal war die Nacht sehr kurz. Heute geht es auf die berühmte Bundesstraße, die Hape Kerkeling als Horrortrip bezeichnet hat. Für die Pilger wurde vor Jahren die Straße verbreitert und mit einer 

Betonmauer abgetrennt. Seitdem die Autobahn fertig ist, fährt hier aber kaum noch ein Auto. Das wirkt aber recht seltsam. Die Pilger, die lieber einen anderen Weg gehen wollen, haben die Möglichkeit, eine Route durch die Berge zu nehmen. Obwohl die letzten Nächte kurz waren, bin ich richtig fit und überhole viele Pilger. Wer erst in Leon startet, ist hier noch nicht fit. Ich habe schon über 600 km Training hinter mir und werde beim Laufen immer schneller. Heute will ich nach Vega de Valcarce, das sind gut 18 km, die leicht bergauf gehen. Das Wetter spielt auch mit, es ist herrlich warm, aber am Himmel sammeln sich langsam die Wolken. Auf halber Wegstrecke liegt Trabadelo. Hier kommt auch die andere Route wieder raus. Auf den nächsten 3 km gibt es wieder zwei Wege, der eine ist für Fahrradfahrer gesperrt. Der Schotterweg ist sehr nass, ich bleibe daher lieber auf der Straße. Sicher ist sicher, wäre doch schade, wenn jetzt etwas passiert. In las Herrerias treffen die Caminos wieder zusammen, direkt neben der Autobahn an einem Autobahnhotel. Vega de Valcarce ist eher ein größeres Dorf mit 4 Albergen (eine ist ganz neu) und einem Hotel und der Pension Fernandes. Das Einzelzimmer in der Pension Fernandes kostet 15,00 Euro und 25,00 Euro das Doppelzimmer mit Frühstück. Bei schönem Wetter kann eine kleine Wiese direkt am Fluss hinter dem Haus genutzt werden. Die Zimmer sind einfach, Waschbecken, kein Fernseher, die Badezimmer auf dem Flur. Aber WLAN ist vorhanden. Im Ort gibt es zwei kleine Supermärkte.Vorsicht ist geboten, die Pilger werden abgezockt, Preise so hoch wie in einer Autobahntankstelle. Für Notfälle gibt es auch einen Geldautomaten. Nach einem Rundgang und einem kleinen Einkauf, habe ich richtig Glück... draußen schüttet es plötzlich wie aus Eimern. Na ja, besser jetzt als morgen auf dem Weg. Eigentlich schade, 2011 konnte ich ein tolles Sonnenbad auf der Wiese hinter dem Haus genießen. Da ist heute mal früh schlafen gehen angesagt.

 Montag, den 24.8.2015 – 32. Wandertag von Vega de Valcarce nach O Cebreiro

Heute kommt mal was Neues, 2011 habe ich mich hier so richtig verlaufen. Ich bin einen falschen Berg hoch und direkt nach Alto de Polo gelaufen. Hape Kerkeling schrieb, dass der Weg, hoch nach O`Cereiro der Wahnsinn war und das die Pilger alle ihren Rucksack mit dem Taxi hoch bringen ließen. Ich werde meinen aber die 12 km den Berg hoch schleppen. Die ersten 4 Kilometer bis nach Las Herrerias sind noch flach. Dann geht es die nächsten 3 km hoch auf 900 Meter, wo in la Faba noch eine Alberge steht. Die folgenden nächsten 3 Kilometer geht es hoch auf 1200 Meter nach la Laguna, wo wieder eine kleine Alberge ist. Auf den letzten 3 km ist die Steigung aber harmlos und der Weg lässt sich sehr gut laufen. Leider ist der Himmel mit Wolken bedeckt und es ist recht kalt. Ich habe mir den Aufstieg viel schlimmer vorgestellt. In nur 2 1/2 Stunden habe ich es geschafft und man hat eine tolle Aussicht vom Weg aus. O`Cebreiro ist ein kleines Bergdorf, das es wohl nur wegen den Pilgern gibt. In einer alten Kirche kann man echte Kerzen für 1 Euro aufstellen. Es gibt 8 Pensionen, 2 Albergen und 3 kleine Läden. Hinter jeder Tür ist etwas für die Pilger untergebracht. Für die Übernachtungskosten braucht man Bargeld. Nur in den beiden Andenkenläden kann man mit Karte bezahlen. Hier oben ist es richtig kalt und ich habe nur T-Shirts dabei. In einem Andenkenladen kaufe ich mir erst mal einen Pullover. Der Verkäufer entdeckt mein „Camino“ Tattoo, das er unbedingt fotografieren muss. Für meine Nachbarin zu Hause kaufe ich noch eine Postkarte und schicke sie gleich hier ab. Gut, dass ich reserviert hatte, es kommen immer mehr Pilger an und meine Pension ist ausgebucht. Für 40,00 Euro habe ich ein tolles Zimmer, zwar ohne Fernseher und ohne WLAN, aber dafür habe ich eine Badewanne mit heißem Wasser. Die Aussicht über die Berge ist klasse, nur zieht langsam Nebel auf. In den kleinen Bars gibt es richtig leckeres Essen. Nach einem ausgiebigen Bad geht es wieder früh ins Bett.

Dienstag, den 25.8.2015 – 33. Wandertag von O Cebreiro nach Triacastela

In der Nacht war es erstaunlich leise. Ich bin mal wieder der Letzte. Die Reinigungsfrauen haben schon angefangen, die Zimmer zu säubern. Wenn ich ehrlich sein soll, dann will ich gar nicht los. Es ist schon kurz nach 8:00 Uhr und draußen ist dichter Nebel. Das erste Mal, dass ich meine Regenjacke anziehe. Ein schmaler Schotterweg führt bergab, es ist sehr glatt und die Sichtweite liegt unter 2 Meter. Der Weg ist kaum zu erkennen. Echt nichts für mich. Nach ungefähr 2 km muss man die Hauptstraße überqueren. Da ich zufällig weiß, dass diese Straße später wieder auf den Camino trifft, nutze ich die Chance und gehe auf der Straße weiter. Okay, der Weg ist etwas länger, aber dafür ist die Sicht hier deutlich besser und ich komme deutlich schneller voran. Der Asphalt, der Straße ist viel sicherer für mich. An Hospital de la Condesa laufe ich einfach vorbei. In Alto de Polo mache ich einen Stopp in der Alberge, die auch eine große Bar hat. Hier kommt auch der Camino raus. Die Pilger, die gerade ankommen, erzählen, dass sie schon um 6:00 Uhr los sind. Mein Weg war also doch der Bessere. Ein anderes Gebäude war einmal ein Hotel, in dem ich 2011 übernachtet habe. Heute ist es verlassen und geschlossen. Ich setzte meinen Weg an der Straße fort und es geht weiter bergab bis nach Triacastela. Der Nebel klärt sich langsam auf, ich kann meine Regenjacke wieder ausziehen. Es wird ein richtig schöner Tag. Triacastela ist ein langgezogener Ort. Von hier aus sind es nur noch 130 km bis Santiago. Am Ende des Ortes finde ich die Pension Olga wieder, in der ich 2011 schon war. Ich miete mich wieder ein. In dem Ort hat sich viel verändert. Es gibt mehre Bars und auch 5 Hotels, sowie 7 Albergen, 2 Supermärkte und einen Geldautomaten. Den Nachmittag verbringe ich im Garten und nehme ein Sonnenbad. Vielleicht hätte ich heute morgen noch etwas später losgehen sollen, vielleicht hätte ich dann kein Nebel gehabt.

 Mittwoch, den 26.8.2015 – 34. Wandertag von Triacastela nach Sarria

Von hier aus gibt es auch wieder 2 Möglichkeiten den Camino zu gehen. Mein Weg führt über San Critabo do Real. Ein Künstler hat dort eine Ausstellung. Ein Stück weiter verlassen mich die Wegweiser, an einer Straße stehe ich ratlos da. Weit und breit Keiner zu sehen. Ich gehe einfach an der Straße weiter, nach gut 2 Stunden, ohne das ich einen Menschen gesehen habe, auch kein Schild gefunden habe, mache ich mir langsam meine Gedanken. Eigentlich wollte ich heute nur bis Samos laufen, aber von dem großen Kloster ist weit und breit nichts zu sehen. Endlich ein Auto! Ich halte es an und frage, wo ich bin. Der Fahrer erzählt mir, ich bin schon kurz vor Sarria. Gute 300 Meter weiter, kreuzt der Camino wieder meinen Weg. Da verlaufe ich mich schon mal und es kommt eine Abkürzung dabei heraus. Als ich in Sarria ankomme, ist es gerade 11:00 Uhr. Leider kann ich diesen Ort aus meinen Erinnerungen nicht wiedererkennen. Ich suche etwas, an das ich mich erinnere. Vergebens... und so gehe ich von Hotel zu Hotel. An einer Bar falle ich mit meiner Deutschlandfahne an meinem Rucksack auf. Ein Pärchen aus Deutschland spricht mich an. Sie erzählen, dass sie gestern angereist sind. Ihre Rucksäcke allerdings nicht angekommen sind. Die meisten Pilger fangen hier erst mit dem Pilgern an. Häufig ist der Grund, weil es eine Urkunde gibt, wenn man mindestens die letzten 100 km zu Fuß geht. Ab morgen wird es wohl noch voller. Ich miete mich in einem schönen Hotel ein und lande unter dem Dach in der 6. Etage mit Balkon. Erst am späten Nachmittag finde ich etwas, das mir bekannt vorkommt. Ich entdecke das Hotel, in dem ich 2011 war. Okay, die Wahl heute ist deutlich besser. Im Fenster eines Sportgeschäftes hängt ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Don`t give up!“. Wer wird das jetzt noch wagen? Ich bin richtig traurig... das Ende naht.

Donnerstag, den 27.8.2015 – 35. Wandertag von Sarria nach Portomarin

Es gibt mal wieder ein Frühstück. Es kommt nur selten vor, dass ein Frühstück im Hotelpreis mit inbegriffen ist. Bezahlen würde ich auch nicht freiwillig dafür. Es gibt Toast, Marmelade, Käse und eine Art gekochten Schinken. In dem Schinken ist so viel Chemie drin, 

dass noch nicht einmal die Fliegen sich wagen, dem zu nahe zu kommen. Spanien halt! Hier wird angeboten was bei uns in Deutschland beim Käufer nicht ankommt. Es ist 8:00 Uhr und wer glaubt, er wäre jetzt alleine auf dem Weg, wird sich wundern. Ich greife an der 2. Ecke einen Deutschen auf. Sein Berliner- Ampelmännchen- Shirt hat ihn entlarvt. Auf dem Weg hat sich einiges getan, der Bodenbelag ist zum Teil erneuert worden, es lässt sich nun richtig gut laufen. Kurz vor Portomarin, mein heutiges Ziel nach 22 km, hängen an einem Haus hunderte, bemalte Jakobsmuscheln. Für 5,00 Euro ist man dabei. Klasse, wie die alle aussehen. Ich glaube, ich habe da eine neue Idee für mein nächstes Tattoo. Nach Portomarin geht es über eine lange Brücke und dann viele Treppen hoch. Der Ort wurde vor vielen Jahren wegen einem Staudamm versetzt. Der Ortskern wurde Stein für Stein abgetragen und hier wieder aufgebaut. Die Kirche ist eine Wehrkirche, recht selten. Vor 4 Jahren war eindeutig mehr los. Ich habe das Gefühl, dass bei Weitem nicht so viele Pilger unterwegs sind. Ich gehe zu dem Hotel neben der Kirche, hier war ich 2011 auch schon. Der Wirt ist ein Deutscher und seine Frau Spanierin. Die Zimmer sind einfach und das Bad ist auf dem Flur. Nächstes Mal werde ich aber nach einem anderen Hotel sehen, immerhin gibt es mittlerweile 8 Hotels und auch 8 Albergen. In den kleinen 

Andenkenläden gibt es so viel Tolles, aber außer einen Kühlschrankmagneten kaufe ich nichts. Mein Rucksack wiegt bestimmt schon 12 kg oder 13 kg. Gut, dass ich einen richtig guten Rucksack habe, der sich auch so schwer, sehr gut tragen lässt. Am Nachmittag treffe ich auf das deutsche Pärchen. Sie haben endlich ihre Rucksäcke bekommen. Heute wird auf dem großen Platz etwas gefeiert mit Musik und Tanz. So viele Feierlichkeiten, wie ich dieses Jahr hier erlebe, ist wohl auch was Besonderes. Bis Santiago sind es nur noch ca. 87 km. Ich wünschte, es wäre weiter. Heute hat sich noch Martina bei mir gemeldet. Sie schreibt, dass sie heute nur Regen hatte und ich schreibe ihr, dass sie selber schuld sei. Wäre sie bei mir geblieben, hätte sie kein Regen. Nun wollen wir uns in Santiago treffen. Ich freue mich drauf

Freitag, den 28.8.2015 – 36. Wandertag von Portomarin nach Palas de Rei

Ich hatte mich gestern Abend noch mit dem Deutschen von gestern für 8:00 Uhr heute morgen verabredet. Pünktlich ziehen wir los. Heute liegen gut 22 km vor uns. Einige Male bergauf und bergab. Kleine Dörfer mit Bars und Albergen laden zum Verweilen ein, aber unser Ziel ist Palas de Rei. Dort freue ich mich schon auf ein tolles Hotel. Leider zu früh gefreut, das Hotel ist schon ausgebucht! Aber in einer neuen Pension, 3 Häuser weiter, bekomme ich ein tolles Zimmer für 35 Euro. Der Ort ist nicht sehr groß, dennoch bekommt man hier alles. Mitten im Ort steht der Kilometerstein mit der 67. In einem Supermarkt entdecke ich das Getränkepulver, sie haben es auch mit Erdbeergeschmack. An der Bushaltestelle beobachte ich, wie Busse ankommen und Pilger mit Rucksack aussteigen, sogar 3 Pilger mit jeweils einem Fahrrad steigen aus einem Bus aus. Verrückt! Pilgern bedeutet eigentlich nicht mit dem Bus zu fahren. Wer nur den letzten Teil pilgern möchte, bekommt bei der Strecke allerdings auch seine Probleme. Mit 700 km Training geht es deutlich besser.

Samstag, den 29.8.2015 – 37. Wandertag von Palas de Rei nach Melide

Eigentlich wollten wir uns wieder um 8:00 Uhr treffen , aber meine Begleitung von gestern kommt nicht. Na ja, er wird bestimmt schon unterwegs sein. Ich warte bis 8:15 Uhr und ziehe dann auch los. Heute gehe ich nur ein kurzes Stück, ca. 12 km bis nach Melide. In Melide war ich 2011 auch schon. Das Auf und Ab geht weiter. Ich hoffe, dass mich das Wetter nicht im Stich lässt, laut Wetterbericht bin ich mitten in einem Schlechtwettergebiet. Ab und zu sehe ich den einen oder anderen Pilger, aber so voll, wie ich es von 2011 in Erinnerung habe, ist es bei weitem nicht. Die Bars der vielen kleinen Orte des Weges, laden zu einer Pause ein. In Furelos, ca. 2 km vor Melide, steht ein Mann mit nur einem Bein, er verkauft T-Shirts. Aus Solidarität kaufe ich eines für 10,00 Euro. Mein Rucksack wird langsam doch sehr voll. Ich bin schon früh in Melide und auch hier hat sich viel verändert. Ich habe das Gefühl, die Stadt ist doppelt so groß geworden. Im Zentrum finde ich auch gleich das Hotel wieder, in dem ich schon war. Ich habe wieder Glück, ich bekomme das letzte freie Zimmer. In einem Supermarkt rieche ich frisch gegrillte Hähnchen. Für 6,00 Euro kaufe ich ein Ganzes, halbe Hähnchen werden nicht verkauft. Mitten auf einer großen begrünten Verkehrsinsel lasse ich mich nieder und es mir schmecken. Der Regen, der eigentlich fallen sollte, fiel nicht, im Gegenteil, die Sonne scheint. Martina schreibt, sie ist grade in Santiago und es regnet. Da habe ich doch wieder alles richtig gemacht:).

 Sonntag, den 30.8.2015 – 38. Wandertag von Melide nach Arzua

Pilger!!! Können sie nicht mal leise sein? Seid 6:00 Uhr herrscht reges Treiben im Hotel und leider ist es recht hellhörig. Aber ich gehe auch heute erst um 8:00 Uhr los. Bis Arzua sind es gut 13 km. Auf dieser Strecke hat man das Gefühl, es geht nur bergauf. Auch heute sind kaum Pilger in Sicht. Echt seltsam, wenn man bedenkt, dass die Zahl der Pilger jedes Jahr steigt. Am Ortsanfang gibt es eine Tourismus-Information, in der ein Mädel sitzt, die keine Ahnung von was hat. Kurz vor dem Zentrum gibt es eine 2. Information, an der kein Pilger vorbei kommt. Hier bekommen Pilger nicht nur einen Stempel, sondern auch alle Infos, die für den restlichen Weg wichtig und nützlich sind. Die Angestellte erzählt, dass gestern nur 97 Pilger durchgekommen sind und heute sind es, mit mir eingeschlossen, erst 36 Pilger. Ja, okay, es ist auch erst kurz nach 10:00 Uhr. Ich finde auf Anhieb die Pension, in der ich 2011 gewesen bin. Ich bekomme ein Zimmer für 25,00 Euro. Ein großes Zimmer mit drei Betten, einer Badewanne und einem Balkon! Heute gibt es im Gegensatz zu damals einige Hotels, sowie etliche Pensionen mehr. Leider ist heute Sonntag, die meisten Geschäfte sind geschlossen. Nur die China Basare und einige Bars haben geöffnet. In einer Bar entdecke ich eine frische Tortilla. Die Tortilla und eine Cola sind gekauft. Ich lasse es mir in der Sonne schmecken und genieße dabei das schöne Wetter. Das nächste Mal pilgern, möchte ich so planen, dass ich innerhalb der Woche hier bin. Es sind nur noch 39 km bis Santiago!

Montag, den 31.8.2015 – 39. Wandertag von Arzua nach O Pedrouzo

Da ich 2011 nur mit Glück ein Zimmer in O`Pedrouzo bekommen hatte, geht es heute etwas früher los. Draußen ist es um kurz vor 7:00 Uhr noch recht dunkel. Im Ort ist es kein Problem sich zurecht zu finden aber schon wenige Meter weiter, geht es durch ein Waldstück und ich sehe rein gar nichts mehr. Meine Stirnlampe hilft mir nicht weiter, sie ist viel zu dunkel. Hinter mir tauchen zwei Engländerinnen auf. Sie haben mit der Dunkelheit kein Problem, so dass ich ihnen einfach folge. Wir kommen ins Gespräch, sie erzählen, dass sie immer schon um 5:00 Uhr losgehen und heute von Palas de Rei kommen und sie wollen noch 30 km laufen. Manche sind echt verrückt! :) Ich bin froh, dass sie grade da sind. Wir sind so in ein Gespräch vertieft, dass ich fast an O`Pedrouzo vorbeilaufe. Der Weg führt heute nicht mehr durch den Ort und so brauche ich etwas bis ich mich zurecht finde. Es hat sich nicht viel getan in dem Ort, nur die Zimmerpreise sind gestiegen. Am frühen Nachmittag schlägt das schlechte Wetter zu, es regnet was das Zeug hergibt. Egal, ich gehe früh ins Bett. Morgen will ich auch wieder früh los. Noch 20 km bis Santiago! Ich will um 12:00 Uhr in der Kathedrale zur Pilgermesse sein. Vorher will ich noch in einem Hotel meinen Rucksack loswerden. Die Tourismus-Information, die 2011 für mich ein Zimmer in Santiago gebucht hatte, ist heute leider geschlossen. Egal, ich kenne ja ein tolles Hotel in Santiago.

 Dienstag, den 1.9.2015 – 40. Wandertag von O Pedrouzo nach Santiago de Compostela

Letzter Tag bis Santiago! Die letzten 20 km bis zum großen Ziel. Na ja, für mich geht es dieses Jahr noch weiter. Es ist 7:00 Uhr, böse Falle! Der Weg geht wieder durch einen Wald und es ist richtig dunkel. Hinter mir kommen 2 Pilger, die keine Lampen dabei haben, na toll !!! Aber schon kommen 2 spanische Pilger mit Lampen und der Weg wird taghell. Die Spanier haben halbe Scheinwerfer dabei. Klasse, ich hänge mich einfach dran. Nach einer halben Stunde endet der Waldweg, es wird auch langsam hell, so dass ich an ihnen vorbeiziehe. Ich gehe etwas schneller und überhole einige Pilger. Ich komme am Flughafen von Santiago vorbei. Ich mache Bekanntschaft mit einem deutschen Pilger. Werner ist 71 Jahre alt und herzkrank. Er hält ein Stück des Weges meine Geschwindigkeit mit. Er erzählt, dass er immer nur draußen schläft und noch nie zum Essen eingekehrt ist. Tja, auch so kann man den Weg gehen. Ich dagegen bin wohl ein Luxuspilger. Am Monte do Gozo steht ein Reisebus, es steigen viele Deutsche aus. In der kleinen Kapelle spende ich alle 20 Cent Stücke, die ich in den letzten Tagen gesammelt habe. Für je 20 Cent geht ein Licht, besser gesagt eine Kerze an. Heute kann man auch für 1,00 Euro richtige Kerzen kaufen und anzünden. Das ich auch mache. Mit der Kathedrale in Sichtweite geht es auf die letzten 4 Kilometer weiter. Santiago, Santiago, ...ich bin in Santiago! Vor der Tür eines Supermarktes stehen leere Kartons. Ich schnappe mir einen stabilen Karton und nehme den mit. Als erstes geht es zu dem Drei-Sterne-Hotel, in dem ich 2011 gewesen bin. Da sprach eine Angestellte Deutsch und es gibt extra einen Raum für Gepäck. Mein Glück hat mich nicht verlassen. Ich bekomme ein Zimmer für 2 Nächte und das zum alten Preis. Die Rezeptionistin spricht Deutsch, sie bietet mir an, dass ich den Karton gefüllt mit Sachen hier lagern kann, so dass ich einen Teil meines Gepäcks nicht mit nach Finisterre mitnehmen muss. Mein Rucksack wiegt bestimmt schon 15 kg! Es ist gerade erst kurz nach 11:00 Uhr, ich habe noch genügend Zeit, um in die Kathedrale zu kommen. Glück gehabt! Rucksäcke sind in der Kathedrale nicht mehr erlaubt, daher stehen überall Sicherheitsmitarbeiter. Sie gucken auch in jede Tasche hinein. In der Kathedrale übt gerade eine Ordensschwester mit den Besuchern das Singen. Finde ich klasse. Der Gottesdienst endet mit dem Schwingen des Weihrauchs. Wieder Glück gehabt, denn das wird auch nicht mehr jeden Tag gemacht. Gleich im Anschluss gehe ich zum deutschen Pilgertreff. Das Paar, das den Treff heute leitet, ist ganz nett, aber gegen Heribert kommen sie nicht an. Schade, dass Heribert nicht hier sein kann. Heribert hatte mich 2011 hier empfangen. Die Kathedrale ist zum größten Teil eingerüstet und nur durch die beiden Seitenportale zu betreten. Auf dem Platz vor der Kathedrale haben sich viel weniger Pilger versammelt. Das Wetter spielt heute super mit. Jeder wird in Santiago empfangen, wie er/sie es verdient hat. Ich habe Hunger. Heute geht es mal zu McDonalds ins Shoppingcenter. Aber leider ist in dem Shoppingcenter fast alles geschlossen. Der Stadtplan ist praktisch, die Werbung lässt mich wissen, in einem Center gibt es C&A, Primark und auch einen Burger King. Im Hotel mache ich mich schlau, ich erfahre, dass es ein neues großes Einkaufszentrum gibt. Ich muss gut 20 Minuten laufen, 2x nachfragen, aber gefunden! Dieses Einkaufszentrum ist groß. Die Ernst-August- Galerie in Hannover ist dagegen richtig klein. Mein Essen hole ich mir bei Pans & Company. Bei Primark kaufe ich eine lange Hose, wenn die Sonne abends untergeht, ist es doch recht kalt. Vor lauter Einkaufen verpasse ich den Rundgang um die Kathedrale. Ich lasse den Abend in einer Bar ausklingen. Es ist echt klasse wieder hier zu sein.

Mittwoch, den 2.9.2015 – Pausentag in Santiago de Compostela

Kurz vor 8:00 Uhr, es geht zu dem deutschen Gottesdienst in die Kathedrale. Der Gottesdienst findet in einer Kapelle am Hauptschiff statt, früher war er unten in der Krypta. Schade, das war schon was Besonderes. Es sind einige Leute mehr anwesend. Auch Werner, der mit seinen 71 Jahren den Weg geschafft hat, ist heute hier. Nach dem Gottesdienst gehen wir fast alle zum Frühstücken. Auch Werner ist dabei, er sag es sie das beste Essen seid er unterwegs ist. Das Frühstück kostet nur 5,00 Euro und ist ganz okay. In meinem Hotel nehmen sie 18,00 Euro für ein Frühstück. Nach dem Frühstück gehe ich bummeln, gemütlich durch die Altstadt und im Pilgerbüro schaue ich auch vorbei, um meine Compostela abzuholen. Im Büro der Region bekomme ich alle Unterlagen für den Weg nach Finisterre. Klasse, alles auf Deutsch. Eine Karte mit Wegbeschreibung und eine komplette Liste der Unterkünfte mit Telefonnummern ist dabei. Diese Unterlagen gibt es in deutscher, englischer und spanischer Sprache, alles kostenlos. Gegen Mittag treffe ich Martina, die gerade ihre letzten Stunden hier verbringt. Wir gehen etwas trinken und später bringe ich sie zum Bus. Guten Flug Martina! Zurück in meinem Hotel sortiere ich meine Sachen. Oh man, ist das viel. Der Karton füllt sich schnell, 10 T-Shirts, viele Kühlschrankmagnete und noch viel mehr von den kleinen Seifen und Duschgels, die ich aus den Hotels mitgenommen habe, das Kochbuch und einen Stapel mit Papierkram, meine Wanderkarte und mein Navi, das ich dieses Jahr nicht benutzt habe mit den 10 Ersatzbatterien. Alles, was ich die nächsten Tage nicht brauche, fliegt raus. Der Karton ist voll und mein Rucksack wiegt vielleicht noch 5 kg. Den Karton bringe ich nach unten, ich habe das Gefühl, der wiegt bestimmt 20 kg. Andenken können echt schwer sein. Der Karton wird im Hotel, bis ich zurückkomme, eingelagert. Ich denke, in 2 Wochen bin ich wieder da. Im Hotel- Computer habe ich herausgefunden, dass ich erst von Finisterre nach Santiago, dann nach Leon und Burgos fahren kann. Statt von hier gleich nach Hannover, kann ich auch anders fahren, denn 38 Stunden in eins durch und umsteigen in der Nacht muss ich nicht wieder haben. Ich werde auf meinem Rückweg noch ein paar Tage in Santiago bleiben und dann nach Leon fahren. Dort bleibe ich auch ein paar Tage und dann geht es weiter nach Burgos. Von Burgos kann ich abends um 21:00 Uhr nach Hannover fahren und bin „nur“ 23 Stunden unterwegs und ich brauche nicht mehr umzusteigen. Perfekt, um noch ordentlich zu shoppen. Ich würde zwar gerne noch nach Pamplona, aber ich müsste dann von San Sebastian Nachts um 1:00 Uhr in den Bus zusteigen. Das war 2014 schon ein Erlebnis was ich nicht noch mal haben muss!

Donnerstag, den 3.9.2015 – 41. Wandertag von Santiago de Compostela nach Negreira

Um 07:50 Uhr stehe ich mit meinem Rucksack vor der Kathedrale und sage den Anderen tschüss. Kaum raus aus Santiago geht es gleich wieder bergauf. Dabei dachte ich, das Meer sei unten. Na ja, Spanien eben. Vom Weg aus kann man noch öfter die Kathedrale sehen, sehr schön in der Morgensonne. Das Wetter passt auch, es wird ein schöner, sonniger Tag. Das kleine Stück, okay, gut 22 km, ist richtig geil. Es geht nicht nur bergauf und bergab, es geht über tolle Brücken, am Fluss entlang und an einem tollen Wasserfall vorbei. Ein paar kleine Ortschaften mit kleinen Bars durchquere ich auch. Ein paar wenige Pilger sind hier auch unterwegs, ein Spanier, der vor 4 Monaten in Berlin gestartet ist und deutsche Pilger. Ich glaube, dass den Weg auch nur Deutsche kennen. Ich kann echt nur jedem raten, diese Strecke zu laufen! In Negreira gibt es eine Informationsstelle für Pilger. Ich bekomme einen Rabattgutschein für ein Hotel. In dem Hotel werde ich auf Deutsch begrüßt, da die Frau des Hauses eine Deutsche ist. Ein Zimmer bekomme ich für 25,00 Euro und erfahre, dass es morgen schlecht mit einem Hotel aussieht. Das nächste Hotel ist fast 40 km weit entfernt und liegt nicht direkt am Camino. Es gibt aber die Möglichkeit, sich vom Hotel unterwegs abholen zu lassen und sich am nächsten Tag zurückbringen zu lassen. Ich weiß nicht, ich habe so viele Adressen für den Weg, ich werde wohl einfach so los laufen. In der kleinen Stadt gehe ich erst mal wieder zum Friseur, was gar nicht so einfach ist. Der Erste hat zu und die Zweite hat keine Zeit. Erst bei der Dritten habe ich Glück. Die Haare werden schön kurz geschoren und bei der Haarwäsche bekomme ich eine Kopfmassage der feinsten Sorte. Ob es ihr Spaß gemacht hat?:) Um 9,00 Euro ärmer schaue ich mal, wo es morgen weitergeht. Am Wochenende ist hier ein Fest, überall werden Stände aufgebaut. Im Hotel erfahre ich dann, dass die Friseurin mich wohl abgezockt hat, ein Mann bezahlt in Spanien selten mehr als 5,00 Euro für das Schneiden. Da habe ich wohl was gutes getan. Martina schreibt, dass sie gut in Deutschland angekommen ist.

 Freitag, den 4.9.2015 – 42. Wandertag von Negreira nach Mazaricos

8:00 Uhr morgens und die Stände werden immer noch aufgebaut. Ich sehe drei weitere Pilger. Auf den ersten 14 km ist es wieder herrlich. Leider sind die Wegweiser nicht mehr so toll und die gelben Pfeile werden weniger. Mein Pech, ich bin wohl falsch gelaufen, aber ich bin nicht alleine. Ein kleiner Hund taucht, wie aus dem  

 Nichts, auf und stupst mich an. Der kleine Hund sieht wie meine verstorbene Lea aus... und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das sie es ist. Der Hund begleitet mich eine ganze Zeit, ich mache mir schon Gedanken, ob ich den Hund nicht behalten sollte. Aber so einfach ist das ja auch nicht. Ist der Hund herrenlos oder nicht? An einer Abbiegung will ich geradeaus weiter, aber der kleine Hund will, dass ich wohl links abbiege. Ich lasse mich überzeugen und gehe einfach hinter her. Nach gut 20 Minuten kommen wieder Wegweiser und ich bin wieder auf dem Camino! Der Hund ist so plötzlich weg, wie sie gekommen war. Was war denn das? Mein Schutzengel oder wie soll ich das verstehen? 2011 bin ich für meine verstorbene Hündin Lea den Camino gegangen und nun bekomme ich Hilfe dieses kleinen, fremden Hundes. Seltsam... Je weniger man sich auf den Camino vorbereitet, umso mehr bekommt man Hilfe. Nun, wohin geht es weiter? Der Ort, zu dem ich eigentlich wollte, liegt nun schon hinter mir. Ich bin wohl daran vorbei gegangen. Der nun sehr leichte Rucksack macht es mir einfach weiterzulaufen. Das Wetter spielt auch mit, es ist schön warm und auch der Weg ist wunderschön. Es ist gegen 14:00 Uhr als ich eine Ausschilderung zu dem Hotel, von dem man mir gestern Abend erzählt hat, sehe. Es sind bis dahin noch gut 7 km. Ich schlage den Weg zum Hotel ein. Kaum das ich abgebogen bin, hält neben mir ein Auto. Der Fahrer sagt, ich sei falsch, der Camino gehe da vorne ab. Ich frage ihn, ob der Weg denn richtig sei, wenn ich zu dem Hotel will. Der Fahrer bejahte, er möchte mich sogar zum Hotel fahren, aber ich will das Stück jetzt auch noch laufen. Im Ort Mazaricos ist das Hotel nicht zu verfehlen. Es liegt mitten im Ort des zentralen Platzes. Gleich daneben befindet sich ein Supermarkt. Im Hotel wird mir angeboten, mich morgen Früh zum Camino zu fahren. Nun bin ich heute viel weiter gekommen als ich dachte. Meinen eigentlichen Plan, erst nach Muxia und dann nach Finesterre zu gehen, habe ich gestrichen. Ich gehe gleich nach Finisterre, das sollte ich auch in 2 Tagen schaffen. Der Weg teilt sich auf der Strecke, die ich morgen laufe und nach Finesterre soll der Weg auch der viel schönere sein. Ich will auch langsam ankommen. Für dieses Jahr reicht es langsam.

 Samstag, den 5.9.2015 – 43. Wandertag von Mazaricos nach Cee

Im Hotel sagt man mir, ich möge noch warten. Ich werde das Stück zum Camino gefahren. Aber ich habe mir die Karte angesehen und ich kann von hier direkt in Richtung Cee gehen. Ich muss nicht erst wieder zurück zu der Stelle, wo ich den Camino gestern verlassen habe. Der neue Weg ist sogar 3 km kürzer. Ich bedanke mich für das Angebot und mache mich auf den Weg. Zunächst geht es an der Straße entlang bis ich wieder auf den Camino komme, der nach kurzem auch wieder an der Straße entlang verläuft. Da meine große Stempelrolle noch etwas Platz hat, gehe ich nun für einen Stempel in jede Bar und Alberge hinein. In einer Bar staune ich nicht schlecht. Die kleine Hündin von gestern liegt mitten im Eingang und sonnt sich. Es liegen gut 20 km zwischen der Stelle, wo wir uns gestern getrennt haben und dem Punkt hier. Ich frage, wem der Hund gehört. Ich erfahre von anderen deutschen Pilgern, dass die Hündin seit gestern Abend hier sei. Sie ist mit zwei Italienern gekommen, die allerdings schon wieder weitergegangen sind. Ich frage den Wirt, was mit ihr passiert. Er meint nichts, sie störe ihn nicht. Sie werde aber auch nicht von ihm mit Futter versorgt. Ich lege dem Wirt 20,00 Euro auf den Tresen und bitte ihn, dem Hund für das Geld Futter zu kaufen solange der Hund bei ihm bleiben möchte. Andere Pilger legen auch Geld dazu. Deutsche eben, alle ein Herz für Tiere. Der Wirt verspricht uns, sich um den Hund zu kümmern. Ich ziehe weiter in Richtung Cee, über einen Berg, der kein Ende zu nehmen scheint. Es geht auf einer Schotterpiste an einem Stausee vorbei, wieder bergauf und dann wird der Abstieg zur Qual. Die Steine sind locker, es lässt sich sehr schlecht laufen, aber kurz vor dem Ende des Weges sieht man das Wasser! Endlich das Wasser!!! Wow, ist das klasse!

In Bruchteilen einer Sekunde ist der leere Akku wieder voll. Cee liegt in einer Bucht und ist wie ausgestorben. Kein Mensch am Strand. Es sind, trotz Wind, bestimmt 30 Grad. In einer Gasse finde ich ein Hotel, das seine besten Zeiten wohl hinter sich hat. Die Betreiber- Familie ist sehr nett und so sind auch die 35,00 Euro für ein Zimmer ganz okay. Eigentlich könnte ich die letzten 15 km heute auch noch laufen. Es ist ja noch recht früh, aber was soll der Stress?! In der Kirche stelle ich heute 4 Kerzen auf, davon ist eine für die kleine Hündin gedacht, damit auch sie ihren Schutzengel bekommt.

 Sonntag, den 6.9.2015 – 44. Wandertag von Cee nach Finisterre

Das Ende ist nahe und ich lasse mir heute Zeit. Erst um 9:00 Uhr geht es heute los. Es geht gleich wieder bergauf in die Berge. Warum kann der Weg nicht am Wasser entlanggehen? Schade! Nach ca. 6 km erreiche ich die Hauptstraße, es sind noch 4 andere Pilger unterwegs. Als der Weg wieder in die Berge führt, bleibe ich auf der Hauptstraße. Kurz darauf erscheint links neben mir das Wasser! Von den Bergen habe ich erst mal genug. Kurz vor Finisterre trifft auch der Camino wieder auf die Straße und es geht runter in eine Gasse. Am Ende der Sackgasse kommt ein kleiner Fußweg. Nach einer kleinen Kurve taucht der geile Strand auf. Neben dem Weg steht eine Holzbude, in der sich eine Art Kiosk befindet. Den Laden will ich haben!!! Ich frage den Mann da drin, ob er die Bude verkauft. Ich will für immer hier bleiben! Aber das will der Mann wohl auch. Der geilste Ort auf Erden, mit Blick auf den Strand am Ende der Welt. Ich strahle über beide Ohren. Das ist so geil hier! Es sind bestimmt 3 oder 4 Kilometer nur Strand zu sehen, die Sonne strahlt, ich ziehe T-Shirt und Schuhe aus, lachend laufe ich über den Sand und rufe alle an!!! Ich frage, ob sie das Rauschen des Meeres hören können und erzähle jedem, das ich es geschafft habe! Fast 900 km zu Fuß ohne Bus, Bahn, Auto oder Taxi, 900 km quer durch Spanien! Ich will noch mal! Am Ende des Strandes höre ich Musik und ich treffe das Paar aus Deutschland, die auf ihre Rucksäcke warten mussten. Sie erzählen, dass hier grade ein Festival ist. Es fing so an und nun hört es so auf. Auf dem Weg zum Hafen tauchen hinter mir einige Musiker auf, die mitten auf der Straße laufen und spielen. Mit Pauken und Trompeten, na ja, Dudelsack wäre richtiger gesagt, laufe ich meine letzten Meter des Caminos. Ende! Nein, fast. Ich miete mich für 2 Nächte im Hotel ein. Morgen Früh werde ich meine Heimreise buchen. Der ganze Ort steht Kopf, überall am Hafen stehen Bühnen und Buden. Aus jeder Ecke kommt Musik. Ein Mädel, Esther, eine Spanierin, die in einer Alberge arbeitet, will mit mir auf der Straße tanzen. Wir verabreden uns für abends. Leider treffen wir uns nicht, aber Spaß habe ich hier ohne Ende.  

 Montag, den 7.9.2015 – Pausentag Finisterre

Im Reisebüro, das auch für die Busse zuständig ist, muss ich feststellen, die Idee nach Muxia zu fahren ist schlecht. So buche ich kurzerhand meine Rückreise ohne einen Stopp in Muxia. Der nächste Camino wird nach Muxia gehen. Im Hotel buche ich mein Zimmer für zwei weitere Nächte nach. In einer Alberge ist auch das Pilgerbüro untergebracht und es gibt eine Urkunde, auch genannt „Finesterre“, für die Pilger, die den Weg von Santiago aus gehen. In einer Bar lerne ich einen „verrückten“ Deutschen kennen. Er erzählt, dass er sein Zuhause aufgegeben hat, um auf dem Camino zu leben. Er will von hier nach Rom laufen, dann weiter nach Jerusalem pilgern und alles ohne Geld! Er erzählt, er habe eine Dose für Wünsche, jeder solle ihm etwas auf einen Zettel schreiben und am Ende will er diese verbrennen. Die Wünsche dieses Weges habe er dagegen gestern dem Meer übergeben. Chrissi, die deutsche Wirtin, hat ihn zum Essen eingeladen. Die Deutschen sind wohl überall. Ich komme auch mit anderen Pilgern ins Gespräch und ich erzähle von dem Erlebnis mit dem Hund. Ein Paar aus Deutschland hört gespannt zu und berichtet, sie haben so was Ähnliches kurz vor Astorga erlebt. Ich zeige ihnen die Fotos von dem Hund, sie zeigen ihre Bilder und es ist kaum zu glauben, ...wir reden von dem selben Hund! Die Hündin ist wohl auf ihrem eigenen Camino unterwegs oder sie wurde geschickt, verlorene Pilger einzusammeln. 2011 haben mir ständig Katzen den Weg gezeigt. Seltsam sind sie schon, die Aufpasser auf dem Camino. Immer, wenn ich jetzt Kerzen aufstelle, egal wo, werde ich in Zukunft auch eine für die Hündin aufstellen. Gegen Mittag geht es hier richtig ab. Eine riesige Maria, glaube ich jedenfalls, wird quer durch die Stadt zum Hafen getragen und auf ein Boot gesetzt. Dann fahren alle Boote aufs Meer hinaus. Plötzlich taucht auch Esther wieder auf. Mit dem Übersetzungsprogramm des Handys versuchen wir eine Unterhaltung. Klappt sogar! Leider ruft ihre Arbeit. Mit viel Musik und Party geht der Tag zu Ende.

 Dienstag, den 8.9.2015 – Pausentag Finisterre

Heute ist gleich wieder ein Feiertag und leider haben fast alle Geschäfte geschlossen. Ich frühstücke in der Bar von Chrissi und schreibe eine Runde Postkarten. Die Sonne scheint schon wieder so klasse, ich wandere zum Strand. In der Sonne liegen, das ist nicht so mein Ding. So bummele ich am Strand und sammele Muscheln, eine ganze Tüte voll. Das könnte ich jeden Tag machen. Ich denke darüber nach, wie es wohl weiter gehen kann. Gegen Abend treffe ich wieder auf Esther. Sowie ein Bus mit Reisenden und Pilgern ankommt, steht Personal aus der Alberge da und hofft auf Gäste. Wir setzten unser Gespräch fort, bis ihre Arbeit wieder ruft. Sie hat erzählt, dass sie 28 Jahre alt ist, keine Kinder hat und das sie mich für 35 hält. Nett!!! Zum Sonnenuntergang fahre ich mit dem Boot raus, besser gesagt, ich fahre mit der Bootstour mit. Es ist traumhaft und echt schade, was die Tagesbesucher hier so verpassen. 

Mittwoch, den 9.9.2015 – Pausentag Finisterre

Heute geht es zum Leuchtturm, ein absolutes Muss für jeden Pilger. Vom Hafen aus braucht man gut eine halbe Stunde. Der Weg führt an der Straße entlang mit Blick auf das Wasser. Kurz vor dem Parkplatz steht am Wegesrand eine Pilgerstatur. Auf dem Sockel hat jemand „Walter“ mit einem schwarzen Stift geschrieben. Ob ich das sein soll? Ein klasse Gefühl, falls sich jemand über mich Gedanken gemacht hat. Zwei Andenkenläden verkaufen alles, was man als Andenken so kaufen kann. Gute 50 Meter weiter steht er da, ...am Ende der Welt, der Leuchtturm! Nur leider ist der Turm geschlossen, dabei will ich doch meinen letzten Stempel von hier haben. In einem Andenkenladen frage ich, wann geöffnet sei. Es heißt, der Turm würde erst in einer Stunde geöffnet werden. Ich frage, ob ich einen Stempel bekommen könne und rolle meine Stempelrolle aus. Der Herr im Laden drückt einen Stempel auf die Rolle. Er telefoniert kurz, sagt mir, ich solle in 5 Minuten beim Leuchtturm sein. Die Frau, die im Büro des Leuchtturms arbeitet, komme früher und macht für mich extra früher auf. So bekomme ich meinem letzten Stempel, der mit dem Leuchtturm drauf! Für den Weg zurück nehme ich einen anderen Weg, entlang an dem anderen kleinen Strand. Es zieht langsam Nebel auf. Als ich wieder im Hotel eintreffe, wird der Nebel richtig dicht, es fängt auch an zu regnen. In der Bar komme ich mit Chrissi ins Gespräch, sie hat eine Freundin, die Maklerin ist. Ich treffe mich mit der Maklerin. Sie zeigt mir 2 Wohnungen. Gar nicht so teuer, ich überlege, ob ich nicht für eine Zeitlang hierher ziehen sollte. Am Abend gehe ich trotz Regen zur Bushaltestelle. Ich verbringe dort mit Esther eine Stunde Zeit. (Leider kommt später kein Kontakt mehr zustande. Vielleicht sehe ich sie in ein paar Jahren wieder! )

Donnerstag, den 10.9.2015 Bus nach Santiago

9:00 Uhr, es geht Richtung Heimat, wenn auch nur ein kleines Stück. Ich miete mich in einer Pension in der Stadt für 25,00 Euro die Nacht ein. Aus dem anderen Hotel hole ich meinen Karton mit den Sachen ab. Bei der Pilgermesse wird heute der Bischof von Santiago dabei sein, das ist wieder ein besonderer Gottesdienst. Wird wohl zur Gewohnheit mit den besonderen Messen. Nach dem Gottesdienst geht es zum deutschen Pilgertreffen. Jetzt sind andere Betreuer aus Deutschland da, sie haben 2011 Heribert abgelöst. Sie machen es nicht so toll wie Heribert. Irgendwie ist alles nicht so klasse. Das Wetter ist nicht mehr so schön, die Leute irgendwie auch nicht. Vor dem Pilgerbüro stehen Massen von Menschen, die bis zu 4 Stunden anstehen müssen. Wo die wohl alle auf einmal herkommen?

Freitag, den 11.9.2015 Pausentag in Santiago

Kurz vor 8:00 Uhr erreiche ich das Pilgerbüro, ich bin nicht der Erste. Hinter mir wird die Schlange schon länger. Ich möchte die Urkunde für den ganzen Weg haben, auch, wenn die Urkunde 3,00 Euro kostet. Mit meiner Stempelrolle falle ich auf. Die Dame hinter dem Tresen macht ein Foto von mir mit der Stempelrolle. Den Rest des Tages verbringe ich mit einkaufen und einem ausgedehnten Bummel in dem neuen Shoppingcenter. Abends bin ich wieder in der Kathedrale. Es wird wieder der Weihrauch geschwungen. Wird zur Gewohnheit.

Samstag, den 12.9.2015 - Pausentag in Santiago

Vor dem Pilgerbüro stehen die Pilger wieder Schlange, auch vor der Kathedrale sieht es nicht anders aus. Mir ist das heute zu viel. Stattdessen mache dafür eine Erkundungstour durch Santiago. Es gibt so viele Straßen und Geschäfte, es ist nicht zu schaffen, sich alles anzugucken. In den Supermärkten suche ich vergeblich nach dem Getränkepulver mit Ananasgeschmack. Aber ich finde einiges Andere was mir so gefällt. 

Sonntag, den 13.9.2015 - Pausentag in Santiago

Der letzte Tag, bevor es wieder nach Hause geht. Heute regnet es. Irgendwie seltsam, 2011 war das auch so. An meinem letzten Tag hat es geregnet. Tolle Leute, wie 2011, habe ich dieses Mal in Santiago nicht kennengelernt. Aber dafür habe ich immer noch mit einigen Leuten vom Weg Kontakt und das ist doch auch was. Das Leben geht weiter. Ich freue mich schon auf das nächste Mal. Der Weg in diesem Jahr reicht. Ich freue mich, bald wieder zu Hause zu sein. Dennoch ist es auch schade, das es zu Ende ist. Gegen Mittag besuche ich wieder die Kathedrale. Glück gehabt, zum Abschluss ist der Gottesdienst auch wieder besonders. Im Anschluss lausche ich stundenlang den Musikern. Die mit dem Dudelsack sind die Besten. Der Weg hat seine Spuren hinterlassen. Vielleicht suche ich mir hier am Weg eine Unterkunft, wo ich eine Zeitlang bleibe. Ich könnte auch mal wieder meine alte Heimat besuchen. Der Camino ist auf jeden Fall mehr, mehr als die Leute so schreiben. Er hat schon was Besonderes, was wohl kaum einer beschreiben kann. Nach so einer Tour geht es irgendwie anders weiter. Ich würde den Weg gerne mal zu zweit gehen. Bin gespannt, was dann dabei raus kommt!

Montag, den 14.9.2015 - Bus nach Leon

Früh morgens los. Bin ich froh, dass ich aus der Pension raus bin. Ich hätte doch in ein besseres Hotel gehen sollen. Das Geld war die Pension nicht wert. Am Busbahnhof angekommen, fängt es an zu regnen. Der Bus ist super. Der Fahrer fährt gute 6 Stunden bis Leon. Er fährt über Lugo und Astorga. In Leon scheint wieder die Sonne. Ich gehe zu der Pension, in der ich 2011 war. Die Pension ist nicht so weit vom Busbahnhof entfernt. Ich gehe zu Fuß zu einem Supermarkt am Stadtrand von Leon, hier gibt es das Ananas Pulver leider nicht. Zum Essen kehre ich bei McDonald's ein. Schon seltsam, was ich hier alles esse.

Dienstag, den 15.9.2015 und Mittwoch, den 16.9.2015 - Pausentage in Leon

Shopping in Leon, Shoppingcenter und Altstadt. Kaum ein Laden ist sicher vor mir. Besonders cool finde ich die China Bazare. Mir ist unerklärlich, wie mit den sehr günstigen Preisen, Geld zu verdienen ist. In der Altstadt sehe ich sehr viele Pilger. Da war ich wohl in den Pilgerferien unterwegs.

Donnerstag, den 17.9.2015 - Bus nach Burgos

Der Bus nach Burgos ist ein Erlebnis, First Class Bus mit Fernseher und Internet am Sitzplatz. Die Beine kann ich lang machen, ohne an den Vordersitz zu kommen. Einen Sitznachbarn gibt es auch nicht. Die 2 Stunden Fahrt vergehen wie im Fluge. In Burgos ist grade der Hochsommer ausgebrochen. Irgendwie finde ich in der Nähe des Busbahnhofes kein Hotel. Das letzte Mal in Burgos gefiel mir das Hotel, in dem ich übernachtet habe, sehr gut. Somit ich gehe daher einfach quer durch die Stadt bis zum Hotel. Die Preise sind heute etwas teurer, so zahle ich statt 50,00 Euro heute 60,00 Euro pro Nacht. Aber ich bekomme ein Zimmer, das letzte freie. Später, beim Bummeln, finde ich ein Hotel nach dem anderen. Es gibt sogar ein Gotik-Hotel.

Freitag, den 18.9.2015 - Pausentag in Burgos

Der letzte Tag zum Einkaufen. Ich suche noch immer nach kleinen Olivenbäumen. Der Olivenbaum, den ich 2011 aus Santiago mitgebracht habe, ist leider eingegangen. Aber es gibt Keine weit und breit. Im Supermarkt des Shoppingcenters finde ich das Getränkepulver in allen vier Sorten. Das mit dem Ananasgeschmack nehme ich mit und zwar alle, die da sind. Der große Einkaufskorb wird recht voll mit allem was ich hier so finde. An der Kasse werde nach etwas gefragt, das ich nicht verstehe. Die Kundin hinter mir zeigt auf ihre Kundenkarte, die ich ihr spontan aus der Hand nehme und der Kassiererin reiche. Die Kassiererin spricht mit der Kundin, schiebt die Karte durch das Lesegerät und ich habe über 10 Euro gespart! Ich habe auch mittlerweile einen zweiten Karton für meine vielen Sachen. Auch beim Friseur stelle ich fest, dass sich die Preise und die Leistung ständig ändern. Beim gleichen Friseur bezahle ich jetzt, nur für das Schneiden, schon 10,00 Euro. In der Altstadt ist ein Kinderfest aufgebaut, super. In Deutschland würde das nicht gehen, der TÜV würde eine Mauer um die Aktionen bauen.

Samstag, den 19.9.2015 - Bus nach Hause

10:00 Uhr, ich muss mein Zimmer räumen. Mein Gepäck kann ich aber hierlassen. Ist auch gut so. Mein Rucksack wiegt 18 kg und ist bis zum Rand voll gepackt. Die zwei Kartons habe ich auf einen Klappwagen geschnallt, den ich für 4,00 Euro in einem China Bazar gekauft habe. Zusammen wiegen die Kartons 34 kg. Ich glaube, ich habe halb Spanien geplündert. Den Tag verbringe ich in dem Shoppingcenter und auf einer Wiese in der Sonne. Das Thermometer steigt auf 37 Grad. Ob ich die Sonne mitnehmen kann, wenn ich fahre? Der Bus fährt um 21:00 Uhr, ist auch fast pünktlich. Ein Stopp in San Sebastian ist nicht eingeplant, die Fahrgäste aus Burgos sind die letzten, die zusteigen.

Sonntag, den 20.9.2015 - Bus nach Hause

Der Bus ist voll. Es ist aber ein Bus mit etwas mehr Platz zwischen den Sitzen, so dass es echt angenehm ist. Viele Deutsche sitzen im Bus, es kommen somit nette Gespräche zustande. Die ersten Fahrgäste werden in Belgien raus gelassen. Hinter Köln steht ein zweiter Bus. Wir werden aufgeteilt, ich muss mit 10 anderen Reisenden den Bus wechseln. Nun hält der Bus bis Hannover nur noch 2 mal. Wir kommen um 20:15 Uhr an, fast eine Stunde früher. Am ZOB sehe ich Keinen, der mich abholen möchte. So schnappe ich mir das einzige Taxi, das da gerade steht. Bei all dem, was ich in den letzten zwei Monaten an Geld ausgegeben habe, fällt das hier auch nicht mehr auf. Der Taxifahrer schleppt mein Gepäck bis vor die Wohnungstür. Ich bin wieder zu Hause!

Während des Schreibens, wird mir klar, dass ich wieder los will. Der nächste Camino kommt bestimmt. Auch, wenn ich 2016 nur ein kleines Stück laufen kann, weil mir die Zeit fehlt, ich komme wieder, keine Frage!

Oktober 2015

Ich bin wieder zu Hause. Ich habe meine Tour durch Spanien geschafft! Der Weg war wieder klasse und ich habe viele Eindrücke gesammelt.

Ich bin zur Zeit grade dabei die Fotos zu sortieren und zu beschriften. Ich lade sie bei Facebook hoch.

November 2015

Die Fotos sind fertig und bei Facebook hochgeladen. Nun bin ich dabei die Reisegeschichte zu schreiben, es wird aber einige Zeit dauern bis ich die fertig habe! Ich schreibe so viel, dass es bestimmt erst Anfang des Jahres was wird!

Dezember 2015 

Ich schreibe immer noch an meiner Geschichte. Am liebsten würde ich gleich wieder los nach Spanien. Beim Schreiben kommt richtiges Caminoweh auf. Ob ich diese Krankheit wieder los werde? Vielleicht finde ich ja 2016 etwas Zeit, um einige Kilometer in Spanien zu pilgern.